Immobilien

Immobilienmarkt in Hessen stabil: Stützende Maßnahmen

Frankfurt/Main/Wiesbaden. Der Immobilienverband IVD Mitte rechnet trotz der Corona-Krise mit stabilen Preisen in Hessen. Es sei zwar ein Rückgang an Nachfragen gerade bei Familien zu verzeichnen, sagte Verbandssprecher Frank Alexander am Dienstag in einer Videoschalte in Frankfurt. Bei Anlegern als krisenfeste Zielgruppe gehe die Nachfrage dagegen punktuell nach oben, so dass es bei einem "soliden Grundrauschen" bleibe. Sobald die Corona-Pandemie überwunden ist, wird es nach seiner Einschätzungen zu Nachholeffekten kommen. Dadurch könne die Nachfrage nach Immobilien zum Jahresende sogar steigen.

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Einen Einfluss der Corona-Krise auf Mieten in Hessen sieht der Mieterbund nicht. "Ich kann das nicht bestätigen", erklärte Eva-Maria Winckelmann, Verbandsdirektorin in Wiesbaden. Stattdessen seien zwei Entwicklungen erkennbar: Es gebe Vermieter, die jetzt Mieterhöhungen an Mieter schickten, "was ich in diesen Zeiten unklug finde". Auf der anderen Seite seien Vermieter, besonders im Eigentümerverband Haus & Grund, entgegenkommend, wenn Mieter beispielsweise durch Kurzarbeit in finanzielle Nöte gerieten. "Es gibt eine Welle der Solidarität auf beiden Seiten", sagte Winckelmann.

Der durch den Bund beschlossene Kündigungsschutz ist laut der Verbandsdirektorin keine dauerhafte Lösung. Zwar dürfen Eigentümer Mietern nicht kündigen, wenn diese wegen der Corona-Krise die Miete nicht zahlen können. Doch das gilt nur für Mietschulden von April bis Juni. Im Sommer werde das Problem daher wieder akut, sagte Winckelmann. Sie verweist auf eine Forderung des Mieterbundes, einen Sicher-Wohnen-Fonds zu schaffen, der pandemiebedingte Zahlungsrückständen durch ein zinsloses Darlehen sicherstellt.

Wie viele Mieter in Hessen wegen der Pandemiefolgen zahlungsunfähig sind, ist unklar. Younes Frank Ehrhardt, Geschäftsführer von Haus & Grund Hessen, schätzt die Zahl auf Basis einer bundesweiten Umfrage auf 110 000 Haushalte. Der Mieterbund geht von mehr aus.

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Besserung ist laut Haus & Grund nicht in Sicht: "Wir erwarten, dass sich diese Entwicklung auch im Mai fortsetzt", erklärte Ehrhardt. Die Haus & Grund-Mitglieder seien verunsichert und hätten in den vergangenen Wochen vermehrt Rat eingeholt. "Hierzu muss man wissen, dass 57 Prozent der privaten Vermieter über nur eine Mietwohnung verfügen." Wenn die Miete ausfalle, sei dies insbesondere dann problematisch, wenn die Vermieter selbst etwa als Gastronomen, Handwerker oder Freiberufler von der Krise betroffen seien.

Viele Vermieter hätten aber ein Interesse an langfristigen Mietverhältnissen. Daher gelte: "Wenn Eigentümer, Mieter und der Staat an einem Strang ziehen, können wir zumindest in diesem Segment ohne größere Schäden durch die Krise kommen", erklärte Ehrhardt. Mit Sorge beobachte der Verband allerdings, wie finanzstarke Unternehmen die Zahlung ihrer Gewerbemieten unter Berufung auf Corona-Hilfsgesetze aussetzten. Diese Entwicklung könne man als "Dammbruch" bezeichnen, die negative Signalwirkungen nach sich ziehe.

Auch Haus & Grund Hessen fordert die Auflage eines staatlichen Hilfsfonds, der die Ausfälle der Mieter gegenüber den Vermietern ausgleiche. Einen langfristigen Absturz der Immobilienpreise hält der Verband für unrealistisch: "Entgegen mancher derartiger Befürchtungen, wird sich ein solches Szenario aus unserer Sicht nicht realisieren." Vorstellbar sei allenfalls, dass es krisenbedingt kurz- bis mittelfristig zu einer geringen Steigerung von Verkäufen oder Zwangsversteigerungen komme.

Die landeseigene Wohnungsgesellschaft Nassauische Heimstätte kündigte an, alle noch nicht ausgesprochenen Mieterhöhungen auf das erste Quartal 2021 zu verschieben. Es werde zudem auf Kündigungen und Räumungen verzichtet, die in Zusammenhang mit der Corona-Krise stehen. Sollten Mieter ihre Wohnung gekündigt haben und wegen der Krise nicht umziehen können, dürfen sie in ihren Wohnungen bleiben, sofern diese nicht bereits neu vermietet sind. Für Mieter, die wegen der aktuellen Situation Einkommensausfälle haben und ihre Miete nicht fristgerecht zahlen können, soll eine individuelle Lösung erarbeitet werden.

Für ältere Mieter der Nassauischen Heimstätte, die das Haus nicht verlassen können, stelle das Wohnserviceteam die Einkaufshilfe für die täglichen Besorgungen bei Bedarf und vorübergehend kostenfrei zur Verfügung. Kunden, die die Einkaufshilfe benötigen, können den Angaben zufolge montags und mittwochs telefonisch ihren Bedarf anmelden. (Für Frankfurt: +49 69 76061735; alle anderen Orte: +49 69 13817253). Gewerbliche Mieter mit Zahlungsschwierigkeiten bekämen die Miete gegen Nachweis des Verdienstausfalls zunächst für einen Monat erlassen, teilte die Wohnungsgesellschaft mit.

Für ein frei stehendes Eigenheim inklusive einer Garage mit gutem Wohnwert müssen Käufer in Frankfurt nach Angaben des Immobilienverbands IVD Mitte durchschnittlich 1,05 Millionen Euro (Vorjahr: 1,0 Mio) zahlen. Der durchschnittliche Kaufpreis für sehr guten Wohnwert liege wie im Jahr 2019 bei 1,8 Millionen Euro. Im Frankfurter Umland liege der Preis bei gutem Wohnwert dagegen bei durchschnittlich 600 000 Euro (Vorjahr: 550 000). Bei einem sehr gutem Wohnwert müssten 900 000 Euro (Vorjahr: 875 000) gezahlt werden.

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Reihenhäuser (Mittelhaus ohne Garage) mit mittlerem Wohnwert können in Frankfurt nach Angaben des Verbands für rund 500 000 (Vorjahr: 480 000) Euro gekauft werden. Im nahen Frankfurter Umland koste ein Reihenmittelhaus in mittlerer Lage durchschnittlich 420 000 Euro (Vorjahr: 360 000). Der Preisanstieg bei Eigentumswohnungen in den Städten habe sich insgesamt verlangsamt. Vorwiegend bei Neubauwohnungen sei allerdings eine weitere Verteuerung zu verzeichnen.

Die Mieten der Bestandswohnungen in Frankfurt liegen den Angaben zufolge im mittleren Wohnwert unverändert bei 10,50 Euro pro Quadratmeter, bei gutem Wohnwert gleichbleibend bei 13,00 Euro und bei sehr gutem Wohnwert leicht rückläufig bei 14,00 Euro. Für absoluten Top-Lagen müsse der Erstbezieher im Durchschnitt bis zu 20,00 Euro pro Quadratmeter ausgeben.

dpa

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