Noch mal weniger Arbeitslose in Hessen: Kurzarbeit steigt
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Ein Mann geht an einem Schild der Bundesagentur für Arbeit vorbei.
© Quelle: Sonja Wurtscheid/dpa
Frankfurt/Main. Trotz der zunehmenden konjunkturellen Unsicherheiten und schlechter Unternehmensnachrichten ist die Zahl der Arbeitslosen in Hessen weiter gesunken. Zum Stichtag im September waren 146 750 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet, wie die Regionaldirektion der Arbeitsagentur am Montag in Frankfurt mitteilte. Das waren 3,7 Prozent weniger als im August und auch 1,0 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank damit im besten September seit 1992 auf 4,3 Prozent.
Direktionschef Frank Martin erwartet auch für die kommenden Monate eine stabile Entwicklung auf dem hessischen Arbeitsmarkt. So würden in den kommenden Monaten noch einige junge Menschen in Ausbildungen vermittelt und das bald einsetzende Weihnachtsgeschäft bringe zusätzliche Bewegung. Für Fachkräfte sei die Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes in allen Regionen noch sehr hoch, stellte Martin mit Blick auf gut 56 000 unbesetzte Stellen fest.
Einige Betriebe hätten inzwischen aber auch Kurzarbeit angemeldet oder nutzten die Lohnersatz-Zahlungen im Insolvenzverfahren. Martin betonte die Bedeutung der innerbetrieblichen Qualifizierung, um rechtzeitig auf den strukturellen Wandel reagieren zu können. Beschäftigte sollten auf dem neuesten Wissensstand gehalten werden, wobei die Agenturen unterstützen könnten. Zuletzt hatten insbesondere Autohersteller und Zulieferer von geringer Nachfrage und sinkendem Arbeitsaufkommen berichtet. Insolvenz hat das deutsche Tourismusunternehmen Thomas Cook mit Hauptsitz in Oberursel angemeldet.
Vom Rückgang der Arbeitslosigkeit profitierten erneut vor allem Langzeitarbeitslose, die zuvor Arbeitslosengeld II bezogen haben. Ihre Zahl sank im Vergleich zum Vorjahresmonat um 5,4 Prozent. Anders sieht es bei den kurzfristig Arbeitslosen aus, welche die Versicherungsleistung Arbeitslosengeld I erhalten. Ihre Zahl stieg in der Jahresfrist um 1,6 Prozent.
Die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) forderte mehr Ehrlichkeit in der Statistik. So seien in Hessen zwischen 9000 und 16 000 Langzeitarbeitslose eigentlich zu krank für Arbeit, würden aber von den Jobcentern weiterhin als Erwerbsfähige geführt. Für diese Menschen kämen Erwerbsminderungsrenten oder die Sozialhilfe der Kommunen in Betracht, erklärte Hauptgeschäftsführer Dirk Pollert. Die VhU tritt dafür ein, die medizinische Begutachtung an einer Stelle zusammenzuziehen. Bislang agierten Jobcenter und Rentenversicherung getrennt. Die Landesregierung solle ein Modellprojekt starten.
Der hessische DGB-Chef Michael Rudolph beklagte, dass nicht alle Fördermöglichkeiten für Langzeitarbeitslose genutzt würden. Die Unternehmen sollten mehr Mut beweisen und den Menschen eine Chance geben, erklärte der Gewerkschafter in Frankfurt. Es gebe keine Fachkräfte zum Nulltarif, dafür aber nach dem Teilhabechancengesetz Lohnkostenzuschüsse von anfangs 100 Prozent und weitere Unterstützungsleistungen wie beispielsweise Coaching.
dpa
OP