Gedenken

Dringend notwendige Erinnerung an die Shoa

Das Häftlingskleid von Margit Haas, einer der inhaftierten ungarischen Zwangsarbeiterinnen im Lager Münchmühle.

Das Häftlingskleid von Margit Haas, einer der inhaftierten ungarischen Zwangsarbeiterinnen im Lager Münchmühle.

Stadtallendorf. Am 27. Januar 2021 begeht die Bundesrepublik den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der sowjetischen Roten Armee das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Das Grauen, dass sich den Soldaten damals in dem Vernichtungslager bot, in dem insbesondere an den Juden Europas millionenfacher Mord in den Gaskammern und durch Arbeit verübt wurde, übertraf alles bis dahin Vorstellbare darüber, was Menschen Menschen anzutun vermögen.

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Als monströsestes größtes Verbrechen gegen die Menschlichkeit, begangen an den Juden, ist die Shoa Mahnung und verpflichtende Erinnerung daran, den Kräften der Verachtung und des Hasses mit der Gegenkraft der Nächstenliebe und des Gewissens als Einzelne und als Gemeinschaft zu widerstehen.

Der Tag ist ein Moment der gemeinsamen Besinnung auf das, was sich niemals wiederholen darf und wovor das Land und die Welt in aller Zukunft zu bewahren ist. „Vergeben, aber nicht vergessen“ – dieses Lebensmotto der Auschwitz-Überlebenden und Ehrenbürgerin von Stadtallendorf Eva Pusztai-Fahidi ist die Maxime einer offenen Gesellschaft, in der es auch deshalb eine Zukunft gibt, weil man sich der Hypothek der Vergangenheit stellt, anstatt diese zu verdrängen.

Daher ist dieser Gedenktag zugleich auch eine Herausforderung dazu, sich der aktuellen Bedrohungen und Gefährdungen einer pluralistischen demokratischen Gesellschaft und ihrer inneren moralischen Mitte zu vergegenwärtigen, so die Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit in Hessen (LAG).

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Immer wieder erschreckt, dass eine Katastrophe wie die Corona-Pandemie nicht zu einer schichten- und ideenübergreifenden Solidarität geführt hat. Stattdessen war und ist es seit Ausbruch der Seuche notwendig geworden, wieder und wieder an den Zusammenhalt der Gesellschaft zu erinnern.

Vor allem die seit einigen Monaten eingerissenen Demonstrationen von Leugnern der Pandemie lassen befürchten, dass Krisen die Menschen nicht automatisch zusammenrücken lassen, sondern Polarisierungen und Gegensätze auch verschärfen. Es muss darum beunruhigen und gerade auch am 27. Januar interessieren, dass auf diese Demonstrationen von national-völkischen und rechtsextremistischen Gruppierungen infiltriert und instrumentalisiert werden.​

„Es ist unerträglich“, so die LAG aus gegebenem Anlass, „wenn dort eine 11-Jährige instrumentalisiert wird und sich mit Anne Frank vergleicht oder eine ,Jana aus Kassel’ mit Sophie Scholl.“ Das Vorgehen der sogenannten „Querdenker“ sei deutlich: Mit gelben Davidssternen und der Aufschrift „ungeimpft“ und anderen antisemitischen Aussagen und Symbolen werden die Verbrechen des Nationalsozialismus banalisiert, die Shoah bagatellisiert und die Opfer herabgewürdigt.“

Das DIZ Stadtallendorf stellt deshalb seine Gedenkfeierlichkeiten anlässlich des 27. Januar auch in den Zusammenhang der aktuellen Instrumentalisierung des Holocaust im Zusammenhang mit rechtspopulistischen und rechtsextremistischen Selbstinszenierungen.

Am 27. Januar 2021 wird es im DIZ Stadtallendorf somit neben einer Autorenlesung auch eine Diskussionsrunde geben. Künstler, Politiker und Wissenschaftler werden hier über anhaltende und aktuelle Notwendigkeit der Erinnerung an die Shoa sprechen.

Corona-bedingt findet diese Veranstaltung am Mittwoch, 27. Januar, von 18 bis 20 Uhr digital statt. Der Einwahllink lautet: https://webconf.hrz.uni-marburg.de/c/jor-gje-odi-kex

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Von Andreas Schmidt

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