Altenheim-Bewohner blicken optimistisch in Zukunft
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Im Altenheim St. Bonifatius starben mehrere Bewohner in Zusammenhang mit einer Corona-Infektion.
© Quelle: Foto: Nadine Weigel
Stadtallendorf. Im November war das Caritas-Altenpflegeheim St. Bonifatius in Stadtallendorf von der Corona-Pandemie in schrecklicher Weise betroffen gewesen, und es hatte auch unter den Bewohnern mehrere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus gegeben. Nun aber konnte Caritas-Referent und Ständiger Diakon Franz Meyer, der auf Bitte von Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch einen Seelsorgebesuch in der betroffenen Einrichtung durchführte, ermutigende Erkenntnisse gewinnen.
Bei allem Leid und aller Schwere, die das Pflegeteam und die Bewohner im Stadtallendorfer Pflegeheim gemeinsam durchlitten hatten, wurde nämlich in den seelsorgerischen Begegnungen und Gesprächen deutlich, dass sich die Senioren im Heim keineswegs als ohnmächtige Opfer erlebt hatten, sondern dass sie, wie Franz Meyer erklärt, „gespeist aus ganz verschiedenen Quellen einen äußerst starken Lebenswillen hatten und haben“.
Die ganz besondere Situation von älteren Menschen in Pflegeheimen unter den derzeitigen Bedingungen der Pandemie – angefangen beim Kontakt- und Besuchsverboten über Quarantäne im eigenen Zimmer bis hin zu Krankheit und Tod in Isolation und Einsamkeit gehe letztlich alle an, so Meyer, denn jeder kenne inzwischen Menschen, die in ihrer Familie oder bei Bekannten so etwas erleben mussten.
Kontakt zu Kindern und Enkeln fehlt
Die Bewohner in Stadtallendorf reagierten allerdings äußerst reflektiert auf die Nachfragen, wie sie mit den Einschränkungen umgingen. „Natürlich ist das nicht schön, und manchmal ganz schön hart, dass wir keinen oder wenig Kontakt nach außen haben dürfen“, erläuterte eine Bewohnerin dem Diakon aus Fulda im Gespräch. Auch habe sie erleben müssen, dass ihre Bekannte und Freundin aus dem Nachbarzimmer verstorben sei. „Der Kontakt zu den eigenen Kindern und Enkeln und zu den hier im Haus Verstorbenen fehlt uns natürlich. Aber wissen Sie: Viele hier in der Einrichtung haben noch den Krieg und die harten und entbehrungsreichen Jahre nach dem Krieg miterlebt und überlebt – dann schaffen wir auch diese Krise – zusammen mit der Hilfe des Pflegepersonals, das hier gut für uns sorgt“, so die Bewohnerin.
Eigentlich, so die Einschätzung Franz Meyers, sei es eine gute Reaktion auf Belastungen, wenn man auf Vorerfahrungen aus früherer Zeit zurückgreifen könne und wisse, dass auch tiefste Krisen zu überwinden seien. „Als Seelsorger halte ich diese existenziell stabilisierende Funktion einer solchen Erfahrung für wesentlich – dieses ,Ich schaffe das’ und die Zuversicht, dass man in der Not bestehen kann und gar nicht untergehen muss.“
Deutlich wurde in den Seelsorgegesprächen mit den Bewohnern sowie den Mitarbeitenden auch, dass im St. Bonifatius der Blick längst wieder nach vorne gerichtet ist. So war ein Bewohner gedanklich schon mit dem Frühjahr und der Bepflanzung des Hochbeetes im Garten der Einrichtung beschäftigt. Dabei nannte er seinem Gesprächspartner Diakon Meyer detailliert alle Kräuter und Gemüsepflanzen, die nach seinem Ermessen besonders gut gedeihen würden. Eine weitere Bewohnerin berichtete von der Frühjahrsblüte der Bäume und der wärmenden Luft, auf die sie sich schon jetzt freue. Noch eine andere Bewohnerin freute sich über die angekündigten Lockerungen innerhalb der Einrichtung – gegenseitige Besuche und Gespräche seien dann wieder möglich.