Tipps vom Fachdienst Naturschutz

Ausgesetzte Goldfische in Marburg-Biedenkopf: Invasive Art gefährdet Ökosysteme

In der Vergangenheit landeten auch Goldfische und der Inhalt ganzer Aquarien im Teich im Heinz-Lang-Park in Stadtallendorf.

In der Vergangenheit landeten auch Goldfische und der Inhalt ganzer Aquarien im Teich im Heinz-Lang-Park in Stadtallendorf.

Marburg. Sie symbolisieren in unterschiedlichen Kulturen Fröhlichkeit, Bewegung, Leben, Glück und Fruchtbarkeit: Goldfische. „Neben dieser malerischen Darstellung müssen leider auch negative Aspekte mit dem hübschen Karpfenfisch in Verbindung gebracht werden“, sagt Dr. Sabine Wamser, Leiterin des Fachdienstes Naturschutz des Landkreises Marburg-Biedenkopf. Auch dort sei es schon vorgekommen, dass Goldfische ausgesetzt wurden. Mit negativen Auswirkungen auf Gewässer – etwa bei Amöneburg, aber auch in Dautphetal und Weimar.

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Wie viele Tiere jeweils ausgesetzt wurden, lasse sich nicht genau ermitteln, „gemeldet werden Einzelsichtungen oder einzelne Funde, woraus kein seriöser Rückschluss auf die Gesamtpopulation möglich ist“, heißt es auf Nachfrage aus der Pressestelle. Hinzu komme, dass Goldfische eine hohe Vermehrungsrate besitzen, was häufig zu einem schnellen Anstieg der Populationsdichte führt. Und genau da liegt das Problem.

Wie Goldfische richtig abgeben?

„Der Goldfisch ist sehr konkurrenzstark und anpassungsfähig. Gemeinsam mit heimischen Fischarten konkurriert er um denselben Lebensraum und dieselbe Nahrungsgrundlage. Goldfische können sich in einer hohen Geschwindigkeit vermehren und auch schnell an Gewicht zunehmen. Da sie wenige natürliche Feinde besitzen, verdrängen sie heimische Fischarten, sodass sie bereits als potenziell invasive Art gelistet wurden“, erläutert die Naturschutz-Fachfrau stellvertretend für die Naturschutzbehörde des Kreises.

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Neben den negativen Auswirkungen auf die Artenzusammensetzung der Fische könne die Ausbreitung der Goldfische zudem gerade für viele ohnehin schon bedrohte Amphibienarten ein großes Problem darstellen. Denn einzelne, in ein natürliches Gewässer ausgesetzte Goldfische verdrängten dort wegen ihrer hohen Vermehrungsrate auch Molche und Kröten.

Tiere schleppen Krankheiten und Parasiten ein

„Zusätzlich bewirken ausgesetzte Goldfische eine Verschlechterung der Gewässerqualität durch das Aufwirbeln von Sedimenten, da sie in dem neuen Umfeld schnell eine Körpergröße von bis zu 35 Zentimeter erlangen können. Auch schleppen sie Krankheiten und Parasiten ein, was wiederum mit einem Verlust an hierauf sensibel reagierenden Organismen einhergeht“, warnt Wamser. Goldfische dürfen also niemals ausgesetzt oder über die Kanalisation entsorgt werden, das ist nicht nur schlecht für den Naturschutz, sondern stelle auch eine Ordnungswidrigkeit dar und wird mit einem Bußgeld von 600 Euro bestraft. Ob in den letzten Jahren auch andere Fischarten ausgesetzt beziehungsweise plötzlich in Gewässern aufgefunden wurden, darüber hat der Fachdienst keine Kenntnis.

Was passiert mit Goldfischen oder anderen ortsfremden Fischen, wenn sie in einem Gewässer entdeckt werden? Hier gebe es im Grunde verschiedene Möglichkeiten, um die Population zu verringern – vom Abfischen über ein Austrocknen des Gewässers bis zum Hinzufügen von Fressfeinden. Das könnte aber ebenso „folgenschwere Auswirkungen für die Gewässer und ihre Lebewesen“ haben, daher stehe immer die Gewässerökologie im Vordergrund. Nicht nur können andere Tierpopulationen weiter geschwächt werden, ein permanentes Abfischen der Goldfische bei steigenden Populationszahlen sei wegen des zeitlichen Aufwandes sowieso kaum umsetzbar. „Gerade deshalb ist es ja so wichtig, die Goldfische gar nicht erst in öffentliche Gewässer auszusetzen“, warnt der Kreis.

Vor dem Kauf eines Goldfisches, der über 20 Jahre alt werden kann, sollten sich Käufer also genau informieren. Wer seinen Goldfisch dennoch abgeben möchte, kann sich bei Bedarf im Bekanntenkreis oder bei (Internet-)Tauschbörsen erkundigen oder etwa Aquarien anfragen, ob sie die Goldfische aufnehmen. Auch über Kleinanzeigen lassen sich neue Halter für die Fische finden.

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