Zwei Impf-Modelle direkt nebeneinander
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Im Landkreis Marburg-Biedenkopf werden derzeit keine Corona-Impfungen in den Kommunen angeboten.
© Quelle: Archivfoto: Nadine Weigel
Marburg. Im nördlichen Nachbarlandkreis Waldeck Frankenberg liegt das zentrale Impfzentrum in Korbach. Der Landkreis entschied, dass für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, eine weitere Möglichkeit zur Impfung angeboten werden soll. So erarbeitete er gemeinsam mit den Städten und Gemeinden diesen Plan: Pro Kommune, die nicht in unmittelbarer Nähe von Korbach liegt, wird ein zentraler Ort eingerichtet, an dem mobile Teams – ähnlich wie in den Alten- und Pflegeheimen – die Menschen impfen, die den Weg nach Korbach aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen nicht auf sich nehmen können. Entsprechend haben die Kommunen zunächst die über 80-Jährigen in ihrem Gebiet angeschrieben und ihnen diese Möglichkeit unterbreitet. So auch die Gemeinde Burgwald. Der Aufruf auf der Internetseite dieser Kommune blieb auch hiesigen Amtsträgern nicht verborgen. Bürgermeister Kai-Uwe Spanka aus Wetter hält dies für ein sehr gutes Vorgehen, weil die Kommunen in letzter Konsequenz über die Ortsvorsteherinnen und Ortsvorsteher die in Frage kommenden Personen auch kennen und ihnen so gezielt ein Angebot in vertrauter und wohnortnahen Umgebung machen können.
Spanka bedauert Entscheidung im Landkreis
Im Landkreis Marburg-Biedenkopf wird eine andere Strategie gefahren. Landrätin Kirsten Fründt (SPD) und der Erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow (CDU) erläutern dazu: „Das Anbieten von Impfungen vor Ort in den Kommunen ist aus mehreren Gründen derzeit nicht zweckmäßig und auch nicht sinnvoll. Darüber hinaus lassen die Vorgaben des Landes wenig Interpretationsspielraum: Demnach soll es die lokalen Impfzentren geben – pro Landkreis ein Impfzentrum, nur in Ausnahmefällen können es zwei Impfzentren sein – und mobile Teams impfen in den Alten- und Pflegeeinrichtungen sowie in individuellen Einzelfällen in der häuslichen Umgebung. Die schnellste und sicherste Methode, um möglichst viele Menschen in kurzer Zeit zu impfen, sind die lokalen Impfzentren. Hier gibt es vernünftige Rahmenbedingungen auch in Bezug auf die Hygiene, die zunächst in jeder Kommune individuell geschaffen werden müssten, und es gibt eingespielte und routinierte Abläufe. Auch wurde der Standort in der Mitte des Landkreises mit guter Verkehrsanbindung bewusst gewählt.“
Die Distanzen von Burgwald oder Ernsthausen nach Korbach sind nicht nennenswert länger oder kürzer als von Neustadt oder Bad Endbach nach Marburg. Aber eine gute halbe Stunde müsse man schon pro Strecke einplanen.
Fründt und Zachow legen noch andere Gründe dar: „Nicht zu vernachlässigen ist der Aspekt der Restmengen. Es besteht das Risiko, dass bei dezentraler Impfung und kurzfristiger Absage von Terminen durch zu Impfende Restmengen übrig bleiben, die sehr kurzfristig verbraucht werden müssen. Dies lässt sich an zentraler Stelle besser steuern. Zudem ist das Einladungs- und Terminmanagement des Landes und der Kassenärztlichen Vereinigung auf die Arbeit in den regionalen und lokalen Impfzentren ausgelegt. Dies auch noch auf einzelne Kommunen herunter zu brechen, wäre – wenn überhaupt – sicherlich nur mit erheblichem Aufwand möglich.“ Auch habe das Land geregelt, dass die Kommunen weitere logistische Unterstützung, wie etwa Fahrdienste zum Impfzentrum, anbieten können. Dies organisieren auch einige Kommunen, beispielsweise über ihre Bürgerbusse.“
Wetters Bürgermeister ist sich indessen sicher, dass die heimischen Kommunen ähnlich wie Burgwald im Nachbarkreis alle Hilfe bereitgehalten und gegeben hätten und bedauert, dass hier anders entschieden wurde.
OP