„Wir sind in der Pandemie deutlich gewachsen“
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Die Sparkassen-Vorstände Harald Schick (von links), Vorsitzender Andreas Bartsch und Jochen Schönleber stellten am Freitag die Bilanz des Kreditinstituts vor.
© Quelle: Foto: Sparkasse
Marburg. Corona hat das vergangene Geschäftsjahr der Sparkasse geprägt. Doch konnte die Pandemie dem Wachstum des heimischen Kreditinstituts nichts anhaben: Die Bilanzsumme stieg auf nahezu 4,4 Milliarden Euro – ein sattes Plus um 500 Millionen Euro oder 13 Prozent. Zur Einordnung: Von 2018 auf 2019 war die Bilanz – ganz ohne Pandemie-Einfluss – ebenfalls gestiegen, jedoch im Vergleich lediglich um 3,7 Prozent. „Wie alle Unternehmen musste auch die Sparkasse auf die Corona-Situation flexibel reagieren. Ich denke, das haben wir ganz gut hinbekommen“, sagte Vorstandsvorsitzender Andreas Bartsch am Freitag bei der Vorstellung der Bilanz.
Der Dank gelte in diesem Zusammenhang vor allem den Kunden, die sich beispielsweise auf die digitale und telefonische Beratung eingelassen hätten und so den Kundenberatern entgegengekommen seien. Und: Auch die Mitarbeiter hätten flexibel reagiert. „Wir haben durch unsere Hausmeister direkt sehr gute Schutzmaßnahmen gehabt – die haben nämlich vor rund einem Jahr die ersten Spuckschutzwände gebaut“, erinnert sich Bartsch. Die Beratung habe an allen 35 Standorten im gesamten Landkreis stattgefunden, und auf den großen Geschäftsstellen sei auch der Kundenservice gewährleistet geblieben.
Entsprechend habe sich das Kundengeschäft „hervorragend entwickelt – da hatte man das Gefühl, die Pandemie gibt es nicht“, sagt Bartsch. Entsprechend stieg das Kundengeschäftsvolumen im Vergleich zum Vorjahr um rund 600 Millionen Euro auf gut 6,7 Milliarden Euro. Kreditgeschäft, Einlagengeschäft und Kundenwertpapiergeschäft legten also in Summe um rund 10 Prozent zu.
Kreditgeschäft als Treiber
„Beim Wertpapier- und Kundengeschäft freuen wir uns darüber, beim Einlagengeschäft – eigentlich unser originäres Geschäft – hätten wir uns etwas weniger gewünscht“, so Bartsch schmunzelnd und spielt auf das Thema „Negativzinsen“ für „geparktes“ Geld an.
Wesentlicher Wachstumstreiber war das Kreditgeschäft, das 2020 auf 2,6 Milliarden stieg – ein Plus von 10 Prozent. Dabei entfielen 1,1 Milliarden Euro auf die Kredite für Gewerbekunden (+ 12 Prozent), die Kredite für Privatkunden stiegen um 8 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Wichtig im Kreditgeschäft – neben stark gestiegener Baufinanzierung – sei es auch gewesen, „den Kunden während der Pandemie zur Seite zu stehen“, wie Vorstand Jochen Schönleber verdeutlicht. So habe die Sparkasse im März den Privatkunden die Aussetzungen von Zins- und Tilgungsleistungen bei Verbraucherkrediten angeboten – davon hätten rund 1 300 Kunden Gebrauch gemacht.
Und: Weil der Fördermittelfluss für die Gewerbekunden zu langsam gewesen sei, habe man 213 Darlehen in Höhe von jeweils bis zu 50 000 Euro an kleine Unternehmen vergeben, „um die Liquidität sicherzustellen“.
Von den Fördermitteln der KfW wurden 36 Millionen Euro ausgezahlt. Und: 19 Gründungen habe die Sparkasse begleitet, „pandemiebedingt weniger als im Vorjahr“.
Zugelegt hat erneut das Wertpapiergeschäft – um 5,7 Prozent auf 700 Millionen Euro. „Es sind vor allem die Sparverträge, die für das Wachstum sorgen“, sagt Bartsch. Und: Das Thema nachhaltige Anlageformen sei mittlerweile stark gefragt, „weil es für viele Kunden wichtig ist“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Entsprechend habe die Deka mehrere Nachhaltigkeitsfonds, „die auch eine ordentliche Performance abwerfen, da gibt es keinen Unterschied“, sagt Bartsch. Laut Jochen Schönleber ist die Anlage in Wertpapieren „das einzig Sinnvolle, denn mit einem Sparbuch vernichtet man sein Geld“. Dabei zähle der lange Atem, „über eine Dekade gesehen landet man aber immer im Plus“.
Auch das Einlagengeschäft ist gewachsen – um mehr als 300 Millionen Euro wuchs es auf 3,5 Milliarden Euro. Das habe für die Sparkasse den Vorteil, „dass wir für unser Kreditgeschäft keine zusätzlichen Mittel benötigen“, alles könne aus dem Einlagengeschäft abgebildet werden.
In der Pandemie enorm zugenommen hat das kontaktlose Bezahlen: Waren es in 2019 noch 6,8 Millionen, stieg diese Zahl ein Jahr später auf mehr als 8,3 Millionen Transaktionen mit der Sparkassen-Karte. Kontaktlos an der Kasse zahlten die Kunden dabei 5,1 Millionen Mal, ein Plus von 92 Prozent. „Der Trend wird anhalten“, ist sich Vorstand Harald Schick sicher, „ob er sich aber weiter auf diesem hohen Niveau bewegt, lässt sich jetzt noch nicht abschätzen.“
Eine immense Nachfrage gab es auch im Kundenservice-Center: Die 30 Sparkassen-Mitarbeiter haben vergangenes Jahr 320 000 Telefonate geführt – und damit 60 000 mehr als ein Jahr zuvor. Dabei kümmern sich die Mitarbeiter nicht nur um Service, sondern wickeln etwa auch Kreditabschlüsse ab – vergangenes Jahr waren es deren 201 mit einem Volumen von 3,31 Millionen Euro. Außerdem haben Textchats und WhatsApp-Dialoge zugelegt. Und: Seit Ende 2020 gibt es einen Chatbot namens Linda auf der Webseite der Sparkasse.
„Wir sind mit dem Geschäftsjahr sehr zufrieden“, resümiert Andreas Bartsch. Dieses Jahr werde zunächst weiter von Corona geprägt, und zudem werde es wohl eine Inflation in Höhe von rund 2,5 Prozent geben. „Was auch kommt, die Sparkasse ist gut gerüstet“, ist er sich sicher.