Schnee legt Landkreis lahm
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Ein Lkw aus Niedersachsen hatte sich gestern in Schönstadt festgefahren und kam nicht weiter.
Marburg. „Der DBM war in Marburg das ganze Wochenende und auch am Montag von 3 Uhr morgens bis 23 Uhr mit allen 12 Streu- und Räumfahrzeugen sowie zwei Schleppern im Einsatz, um die Straßen zu räumen“, teilte Birgit Heimrich von der Pressestelle der Stadt Marburg der OP auf Anfrage mit. Für den Streudienst auf Rad- und Gehwegen hat der DBM weitere 15 „Kommunalschlepper“.
Eine „Engstelle“ im Dauereinsatz der Fahrzeuge sind die Lenkzeiten der Fahrer. Zusätzlich machten deswegen gestern auch mehrere Mitarbeiter des Servicehofes Am Krekel mit Lkw-Führerschein Dienst, die nun auch in den Räum- und Streufahrzeugen eingesetzt wurden. Laut DBM-Betriebsleiter Joachim Brunnet sind wegen des heftigen Wintereinbrüchen alle verfügbaren 200 Mitarbeiter mobilisiert, um Straßen, Wege und Plätze zu räumen.
Oberste Priorität haben die Buslinien und Zufahrten zu wichtigen Gebäuden, wie etwa das Diakonie-Krankenhaus in Wehrda, die ein starkes Gefälle aufweisen. Verkehrstechnisch wichtige Straßen werden ebenfalls mit hoher Priorität geräumt. Dann verteilen sich die Teams auf Stadtbereiche mit vielen Gefällestrecken. Nebenstraßen werden nachfolgend angefahren. In diesem Winter wurden bislang rund 500 Tonnen Streugut verbraucht. Für die kommenden Tage hat der DBM 150 Tonnen Nachschub bestellt.
Landkreis ist gegen generellen Schulausfall
Aufgrund des Wintereinbruchs blieben die 80 Busse der Marburger Stadtwerke gestern stehen, die Hälfte davon fand im Depot Platz. Die Busfahrer wurden zunächst auf „Standby-Modus“ nach Hause geschickt. „Das Problem war der Eisregen auf den Straßen unter dem Schnee“, berichtete Christoph Rau, Geschäftsführer der Stadtwerke Marburg Consult GmbH auf OP-Anfrage. Und diese gefährliche Schnee-Eismischung war zunächst nicht so einfach, für den winterlichen Straßenräumdienst in Marburg zu räumen.
Zudem kommt in so einem Ausnahmefall noch eine weitere Hürde auf die Stadtwerke zu, die der Marburger Topografie geschuldet ist: „Das Problem ist, dass wir mit jeder Buslinie auch in ein Berggebiet fahren“, erläutert Rau.
Auch am Sonntag war das schon problematisch. Doch da trotzten viele Stadtbusse noch dem Wetter. Der Komplettausfall aller Buslinien ist in Marburg eher eine Seltenheit. „Vor rund zehn Jahren hatten wir im Winter zuletzt so ein Problem“, erinnert sich Christoph Rau. Ab heute sollen die Busse wieder fahren. Es könne aber weiter zu Ausfällen kommen, schrieben die Stadtwerke gestern in einer Pressemitteilung. Ebenfalls fand gestern keine Abfallentsorgung statt. Derzeit beraten die Stadtwerke darüber, wann die Tonnen abgeholt werden. Wann die Müllabfuhr wieder fährt, ist aktuell noch nicht klar.
Anders als beispielsweise der Vogelsbergkreis entschied sich die heimische Kreisverwaltung unterdessen schon am Sonntag gegen einen generellen Schulausfall, wie Kreissprecher Stephan Schienbein gegenüber der OP erläuterte. Präsenzunterricht gibt es derzeit ohnehin nur auf Wunsch der Eltern für Grundschüler, für fünfte und sechste Klassen und für Abschlussklassen. Die Entscheidung sei in enger Absprache mit dem Staatlichen Schulamt gefallen, so Schienbein.
Das bestätigt Schulamtsleiter Burkhard Schuldt der OP. Für die Abschlussklassen habe es dabei aber Ermessensspielräume für die Schulen gegeben, damit diese auf die Situation vor Ort flexibel reagieren könnten. Die Notbetreuung an Grundschulen und für die Klassen Fünf und Sechs an weiterführenden Schulen habe man bewusst nicht einschränken wollen. Die Schulen hätten unterschiedlich reagiert. So hätten die Beruflichen Schulen ihre Schüler, die vor Zwischenprüfungen stünden, bewusst zum Unterricht kommen lassen.
Matthias Bosse, der Leiter der Alfred-Wegener-Schule Kirchhain, entschied sich schon am Sonntag dafür, die Abschlussklassen zu Hause zu lassen und auf Distanzunterricht zu setzen. Dies sei eine Abwägungsentscheidung gewesen angesichts der angekündigten Wettersituation. „Hätten diese Schüler unmittelbar vor Prüfungen gestanden, wäre die Entscheidung vielleicht anders ausgefallen“, so Bosse. Heute ist auch für die Abschlussklassen wieder Präsenz angesagt.
Schulamtsleiter Schuldt weist darauf hin, dass Eltern bei extremer Witterung immer das Recht hätten, ihre Kinder zu Hause zu lassen. Im Schulbusverkehr im Kreisgebiet kam es gestern durch Schnee und Eis zu einzelnen Verspätungen.
Von Manfred Hitzeroth und Michael Rinde