Der Test-Druck steigt
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Die Ärztliche Direktorin des Uniklinikums Marburg, Dr. Rita Engenhart-Cabillic (von links), Dr. Sylvia Heinis, Kaufmännische Leitung, Laura Ahlke und Dominik Hahn vom DRK sowie Dr. Andreas Jerrentrup, Chefarzt des Zentrums für Notfallmedizin, und DRK-Kreisverbandsvorstand Christian Betz stellten das neue Testcenter des DRK am Marburger Uniklinikum vor.
© Quelle: Ina Tannert
Marburg. Erst schießen Corona-Testzentren wie Pilze aus dem Boden, dann nimmt ihre Zahl schlagartig wieder ab. Mit dem vorübergehenden Wegfall der kostenlosen Bürgertests hatten sich in den letzten Wochen die Test-Nachfragen und auch das Angebot verringert. Die Misere: Nun steigen die Infektionszahlen steil an, strengere Test-Vorgaben werden diskutiert, es stehen aber weniger Möglichkeiten zum Testen zur Verfügung.
Doch es öffnen auch mehrere neue Test-Anlaufstellen, etwa am Uniklinikum Gießen und Marburg, wo es nun an beiden Standorten Testcenter vom DRK-Kreisverband Marburg-Gießen gibt. Vor gut zwei Wochen öffnete das Testzentrum am Standort Marburg vor dem Klinikeingang Ost. Das macht auch Sinn, denn für den Zutritt zum Klinikum gilt die 3G-Regel, nur Geimpfte, Genesene oder eben getestete Besucher oder ambulante Patienten werden eingelassen, ausgenommen akute Notfälle.
„Uns war es wichtig, dass wir hier oben auch eine Test-Möglichkeit anbieten können“, berichtet die kaufmännische Leiterin Dr. Sylvia Heinis. Das sei mit dem DRK als Betreiber „ultraschnell und auf kurzem Dienstweg umsetzbar“ gewesen. Stationäre Patienten wie das Klinikpersonal werden weiterhin innerhalb des Klinikums an eigenen Teststellen versorgt. Der Großteil des Personals – mehr als 90 Prozent – sei zudem geimpft. Ungeimpfte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssten sich täglich einem Corona-Schnelltest unterziehen.
Außerhalb auf dem Parkplatz kümmern sich im Test-Container derzeit immer zwei Mitarbeiter des DRK um Besucher und Patienten, die nicht stationär aufgenommen sind. „Der Test-Druck nimmt Tag für Tag zu, auch für das Klinikum, wir nehmen den Druck etwas raus“, sagt Christian Betz vom DRK-Kreisvorstand mit Blick auf die stark steigenden Infektionszahlen. Umso wichtiger sei das regelmäßige Testen. Als das knapp einen Monat lang kostenpflichtig war, gingen die Testzahlen zurück und damit auch ein Stück Sicherheit: „Es war Mist, die Kostenpflicht einzuführen – wenn es Geld kostet, geht ja keiner hin“, kritisiert Betz die Entscheidung der Politik.
Nun sind die sogenannten Bürgertests für die Getesteten wieder kostenlos, mit dem Testcenter direkt vor der Tür hoffen Betreiber und Klinikleitung, dass die gestiegene Nachfrage langfristig aufgefangen werden kann. Genesene und Geimpfte brauchen keinen Testnachweis, aber da unter anderem auch Kinder einen Test benötigen, wird das Angebot täglich in Anspruch genommen. Am Tag werden am neuen Standort im Schnitt 200 Schnelltests durchgeführt. Ab der kommenden Woche können vor Ort auch kostenpflichtige PCR-Tests vorgenommen werden.
Künftig sollen weitere Mitarbeiter das Test-Team verstärken, um Wartezeiten für die Besucher zu verkürzen. Ein Termin sollte idealerweise online vereinbart werden, mit Termin seien die Wartezeiten mittlerweile „fast bei Null“, sagt Betz.
Mutter kritisiert lange Schlangen in Gießen
Das würde Jana Al-Bkeer aus Marburg freuen, die in der letzten Woche schlechte Erfahrungen mit dem DRK-Testcenter am Klinikstandort Gießen gemacht hat und ein „vollkommen überlaufenes“ Testcenter mit übermäßig langen Wartezeiten erlebte, wie die Mutter der OP berichtet. Sie hat einen vier Jahre alten Sohn mit Downsyndrom, der an mehreren schweren Begleiterkrankungen leidet. Der Junge ist Patient in der Gießener Onkologie.
Die Mutter selber ist geimpft, muss ihren Sohn aber vor jedem Besuch testen lassen. Trotz vereinbartem Termin habe sie über eine Stunde mit ihrem Kind in der Kälte vor dem Testcenter warten müssen. So sei es an dem Morgen vielen Eltern mit ihren Kindern ergangen, „die Kinder haben sehr gefroren und geweint. Ich frage mich, wofür man einen Termin vereinbart, wenn man dann nicht mal zur vereinbarten Zeit dran kommt“, ärgert sich die Mutter.
Auch nach dem Test habe sie eine halbe Stunde auf das Ergebnis warten müssen, „danach standen wir eine weitere halbe Stunde in der Schlange beim Security-Dienst, um das Testergebnis nachzuweisen“. Die Erfahrung habe sie „wütend und erschüttert“ zurückgelassen.
Zu dem Termin in der Onkologie sei sie zu spät gekommen, ihr Sohn habe sich schwer erkältet. Sie habe zwar „viel Verständnis“ für die Sicherheitsvorkehrungen, bemängelt aber eine massive „Fehlorganisation“ bei den Test-Kapazitäten und wünsche sich eine bessere Organisation. Gerade bei Corona-Tests für Kinder und Menschen mit einer Behinderung. Sie wolle beim nächsten Behandlungstermin den nötigen Test in Marburg machen lassen.
Wartezeiten sollen verringert werden
Zu übermäßig langen Besucherschlangen kam es am neuen Standort auf den Lahnbergen bisher nicht, noch in der vergangenen Woche brauchten Testwillige allerdings mehr Geduld als heute, da bis vor kurzem noch eine zusätzliche Besuchsverordnung des Landes galt, berichtet Betz auf Nachfrage: Bis vergangenen Freitag benötigten Besucher, die Zutritt zum Klinikum haben wollten, eine Besucherbescheinigung. Diese musste erst am Eingang besorgt und dann beim Testcenter vorgelegt werden, was zu längeren Wartezeiten führte. „Das ist zum Glück jetzt nicht mehr so“, betont Betz. Er rechnet damit, dass sich der Ablauf nun normalisiert und nicht mit langen Wartezeiten zu rechnen ist.
Das DRK-Testzentrum am UKGM Marburg hat täglich zwischen 7 und 18 Uhr geöffnet. Online-Anmeldungen über die Standort-Wahl unter www.testzentrum-drk.de, telefonisch unter 0641/35098666.
OP