Klimaschützer geben Besetzung auf
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Die Umweltaktivisten wollen die Baumbesetzung aufgeben.
© Quelle: Thorsten Richter
Marburg. Spätestens am heutigen Mittwoch (3. Februar) um Mitternacht wollen die Klimaschützer runterklettern und laut einer Vereinbarung mit Stadt, Gewobau und Lokschuppen-Investor das Gelände verlassen. Seit fast zehn Tagen hatten sie mit ihrer Aktion die Rodung der Bäume, die eigentlich am Freitag vorvergangener Woche wegen des Parkdeck-Baus gefällt werden sollten, zu verhindern versucht. Durch die Aktion war auch der Start der Bauarbeiten auf der Parkfläche zunächst verhindert worden. Zwischenzeitlich war die damit zusammenhängende Grundsatzdebatte auch zu einem Wahlkampf-Thema geworden (die OP berichtete).
Nach einem knapp dreistündigen gemeinsamen Gespräch im Marburger Rathaus, zu dem Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies (SPD) am Montag geladen hatte, stimmten Lokschuppen-Inhaber Gunter Schneider und Lokschuppen-Architekt Bernward Paulick, die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewobau, die Stadt Marburg und die Besetzer dem dabei erzielten Verhandlungsergebnis zu. Dies teilte die Stadt Marburg gestern in einer Pressemitteilung mit.
Neue Bäume auf Flächen der Gewobau
Die gemeinsame Vereinbarung sieht Ersatzpflanzungen für die Bäume vor, die für den Bau des Parkdecks weichen müssen. Gunter Schneider sagte die Bepflanzung des Lokschuppen-Umfelds mit Stauden, Sträuchern, 16 kleinkronigen Bäumen mit einer Höhe von vier Metern sowie zehn bis 15 Setzlingen entlang des Radwegs Richtung Hauptbahnhof zu.
Auch das neu entstehende Parkdeck soll an zwei Seiten begrünt werden, soweit es biologisch sinnvoll und technisch möglich sei. Gemeinsam mit Initiativen wie der Gruppe „Mehr Bäume für Marburg“ wollen die Besetzer zudem als weiteren Beitrag zum Klimaschutz 50 zusätzliche Bäume in der Stadt pflanzen – und zwar im Einvernehmen mit den Anwohnern auf Grundstücken der Gewobau. Die Stadt und die Gewobau sollen die Setzlinge und die Planungsflächen zur Verfügung stellen.
Zudem nimmt die Stadt Marburg Gespräche mit dem Fahrradverleiher „Nextbike“ auf, um zu prüfen, ob im Umfeld des Lokschuppens eine Leihfahrrad-Station eingerichtet werden kann. Und Investor Schneider wird prüfen, ob den Besuchern von Veranstaltungen im Lokschuppen künftig RMV-Kombi-Tickets angeboten werden können. Der Lokschuppen soll zudem über ökologische Anreisemöglichkeiten informieren, heißt es in der Vereinbarung.
OB Spies zeigte sich froh über die gute Lösung. Sein Respekt gilt besonders Schneider für seine große Bereitschaft sowie sein außerordentliches Engagement, meint der Rathauschef. Durch Schneider und Gewobau-Chef Jürgen Rausch sei ein friedlicher Ausgang der Baumbesetzung ohne eine polizeiliche Räumung möglich gemacht worden.
„Es war uns wichtig, eine gewaltfreie und gemeinsame Lösung zu finden – auch weil das Ansinnen Klimaschutz kein alleiniges Ziel der Besetzer ist, sondern uns alle beschäftigt“, macht Gunter Schneider deutlich, der von einem „konstruktiven Dialog“ in den Verhandlungen sprach. Es seien in den Gesprächen Pflanzungen vereinbart worden, die über eine gesetzlich vorgeschriebene Ausgleichsbegrünung hinausgehen. „Die Bemühungen und der persönliche Einsatz der Beteiligten haben sich gelohnt und wir sind dankbar über den erarbeiteten Kompromiss“, so das Fazit von Schneider. So könnten die Baufirmen nun kurzfristig die durch die Baumbesetzung unterbrochene Arbeit wieder aufnehmen.
„Auch wenn die Baumbesetzung widerrechtlich war, alle Beteiligten belastet hat und in dieser Form kein Zukunftsmodell sein darf, bin ich froh, dass wir mit sachlichen Gesprächspartnern eine konstruktive, gewaltfreie Lösung gefunden haben“, teilte Gewobau-Chef Jürgen Rausch. Eine Begrünung der Gewobau-Grundstücke mit Bäumen und Sträuchern, die in Abstimmung mit den Mietern erfolgen solle, entspreche auch den Unternehmenszielen in Sachen Klimaschutz.