Geklautes Lastenrad im Internet entdeckt
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/G3DEJLXFSDPQSBSG5Q7YGSM7B4.jpg)
Wolfgang Schuch mit einem Lastenfahrrad in der Straße Am Grün in Marburg.
© Quelle: Thorsten Richter
Marburg. Hinter Wolfgang Schuch liegen unterhaltsame Tage. Er ist einer der Aktiven beim Projekt „Freie Lasten“. Dort kann man sich Lastenfahrräder in der Stadt Marburg kostenlos ausleihen. In der Regel bringen die Nutzer die Räder zu einer vereinbarten Zeit wieder zurück. Nicht aber in einem Fall der vergangenen Woche. Am Donnerstag lieh ein Mann unter Angabe eines falschen Namens ein Elektro-Lastenfahrrad im Wert von 8 500 Euro aus. Als er es nicht wie vereinbart wieder zurückbrachte und auch nicht unter der angegebenen Telefonnummer erreichbar war, befürchteten die Radaktivisten schon, dass sie einem Betrüger aufgesessen sind. Sie stellten aber zunächst noch keine Anzeige. Eine richtige Entscheidung, wie sich später zeigte.
Denn am Montag entdeckten verschiedene regelmäßige Nutzer der Lastenräder eine Anzeige im Internet. Dort bot jemand ein ähnliches Fahrrad zum Verkauf an. Die Nutzer wurden hellhörig und riefen die Aktiven in Marburg an. "Die Community hat unglaublich gut funktioniert", sagt Schuch. Und das, obwohl er den Diebstahl noch nicht einmal publik gemacht hatte.
Zusammen mit anderen bot Schuch auf das Rad – und brachte zur vereinbarten Übergabe die Polizei mit. Die nahm daraufhin zwei polizeibekannte Männer im Alter von 22 und 26 Jahren vorübergehend fest.
"Das war eine ziemliche Schnapsidee", kommentiert Schuch die Tat, denn die Räder seien ohne einen Kaufbeleg durch ihre Seriennummern nahezu unverkäuflich. "Mir war sofort klar, dass wir das Rad wiederbekommen", sagt Schuch. Nur, dass es so schnell ging, überraschte ihn dann doch.
„Freie Lasten“ bietet derzeit 13 Fahrzeuge zum Verleih an. Damit zählen die Marburger zu den größten solcher Initiativen in Deutschland. In Marburg gebe es mehr als 1 000 Nutzer, sagt Schuch. Deshalb wollen die Radaktivisten ihr Angebot weiter ausbauen. Damit das vonstatten gehen kann, sind sie aber auf weitere freiwillige Helfer angewiesen. „Für jeden, der sich bei uns einbringen will, finden wir eine Aufgabe“, sagt Schuch. Ebenso sind Spenden gerne gesehen. Am gestohlenen Rad veränderten die Tatverdächtigen einige Dinge, bauten unter anderem einen kaputten Akku ein. Das Ziel: das Rad unkenntlich zu machen. Schlechter Versuch.
- Infos zum Projekt im Internet unter: freie-lasten.org