Corona setzt auch dem Buchhandel zu
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Ein Stapel neuer Bücher liegt auf einem Verkaufstisch in einer Buchhandlung.
© Quelle: Foto: Frank Rumpenhorst
Marburg. Doch weit gefehlt: Das Buch trotzt allen Widrigkeiten, es gibt noch immer viele Menschen, die gerne und ausgiebig lesen. Doch die Corona-Pandemie setzt auch dem Buchhandel und den Verlagen zu.
Heute wird der Welttag des Buches gefeiert. Es gibt ihn seit 1995. Etabliert wurde er von der Unesco – als Aktionstag für das Lesen, für Bücher, für die Kultur des geschriebenen Wortes und auch für die (Urheber-)Rechte der Autorinnen und Autoren. Die UN-Organisation für Kultur und Bildung hat sich damals von dem katalanischen Brauch inspirieren lassen, zum Namenstag des Volksheiligen St. Georg Rosen und Bücher zu verschenken. Zudem hat der 23. April aus einem weiteren Grund besondere Bedeutung: Er ist der Todestag von William Shakespeare und Miguel de Cervantes, zwei der bedeutendsten Autoren der Weltgeschichte.
In Deutschland wird der Welttag des Buches in diesem Jahr einmal mehr unter Pandemie-Bedingungen gefeiert – das heißt: Im Grunde gar nicht. Die Stadt Marburg etwa hat keine Veranstaltungen geplant. Auch in den heimischen Buchhandlungen herrscht Ruhe – sie sind froh, dass sie überhaupt öffnen konnten und können und damit zumindest einen kleinen Kontrapunkt zum Online-Giganten Amazon setzen können. Lesungen und andere Veranstaltungen gibt es nicht. Die Corona-Pandemie lässt derartige Veranstaltungen nicht zu.
Zentraler Bestandteil in diesem Jahr ist einmal mehr die Initiative „Ich schenk Dir eine Geschichte“ – eine deutschlandweite Kampagne zur Leseförderung. Rund um den Welttag des Buches verschenken auch heimische Buchhandlungen Rüdiger Bertrams Kinderkrimi „Biber undercover“ aus dem cbj-Verlag an Schülerinnen und Schüler der Klassen 4 und 5 – solange der Vorrat reicht. Und die Deutsche Post etwa bringt gemeinsam mit der Initiative „Ich schenk Dir eine Geschichte“ an ausgewählten Orten in ganz Deutschland Bücher an mehr als 1 000 Menschen. Beteiligt an diesen Aktionen sind die Deutsche Post, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, die Stiftung Lesen, das ZDF und der Verlag cbj.
„Viele Erstklässler lernen gerade nicht Lesen“
Denn der Welttag des Buches will vor allem Kinder für das Lesen begeistern. Und das sei dringend nötig, meint Mentor, der Bundesverband Leselernhelfer: Rund 20 Prozent aller Grundschulkinder können am Ende der vierten Klasse nicht ausreichend lesen. Verschärft wird die Situation durch die Schulschließungen wegen der Corona-Pandemie.
Margret Schaaf, Vorsitzende des Leselernhelfer Bundesverbands, erklärt zum Welttag des Buches: „Viele Erstklässler lernen gerade überhaupt nicht Lesen, weil das tägliche, angeleitete Training in der Schule fehlt. Viertklässler müssen vor dem Wechsel an die weiterführenden Schulen gut lesen können, denn dort ist es Voraussetzung. Wer nicht richtig lesen kann, kommt im Unterricht nicht mit.“
Die Corona-Pandemie hat – wen wundert’s – auch Auswirkungen auf den Buchhandel. Statistiken zum Buchhandel für das Jahr 2021 gibt es noch nicht. Die des Jahres 2020 sehen allerdings nicht rosig aus. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat im Sommer vergangenen Jahres die Branche unter dem Titel „Das Buch in Zeiten von Corona – Perspektiven für den Markt“ näher beleuchtet. Demnach haben die Corona-Maßnahmen wie Ladenschließungen, die Absage von Veranstaltungen und großen Messen Verlage und Buchhandlungen im vergangenen Jahr wirtschaftlich schwer getroffen.
Kunden halten ihren Buchläden die Treue
Der Börsenverein stellte bei vielen Unternehmen der Branche „Existenznot und mangelnde Finanzpolster aufgrund geringer Margen“ fest. 2021 wird sich dies nicht so schnell bessern, denn eine Rückkehr zur Vor-Corona-Normalität ist angesichts des nach wie vor schleppenden Impftempos in Deutschland nicht absehbar. Den größten Einbruch verzeichnete der deutsche Buchhandel laut dem Online-Portal statista im ersten Lockdown im April vergangenen Jahres mit minus 33 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Seither hat sich der deutsche Buchhandel wieder gefangen. Das ist enorm wichtig für Verlage, denn 2019 sorgte der klassische Buchhandel mit 46,2 Prozent noch für den Großteil der Umsätze und lag weit vor dem Internethandel (20 Prozent).
In den Buchhandlungen der Lesestadt Marburg ist die Situation offenbar etwas entspannter. „Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass unsere Kunden sehr viel näher an uns herangerückt sind“, sagt der Buchhändler Markus Wiskemann von der Buchhandlung Lehmanns (ehemals Elwert). „Wir sind mit großer Treue und Aufmunterung belohnt worden und dafür sehr dankbar.“ Die Situation in der Oberstadt sei vor allem wegen der Schließung der Gastronomie schwierig, es gebe daher kaum Laufkundschaft. Er hoffe sehr, dass sich dies bald ändere. Auch Philipp Ilsemann von der Buchhandlung Roter Stern meint: „Als kleiner Buchladen stehen wir noch ziemlich gut da.“ Auch er hebt die Treue der Kunden hervor. Als Kollektiv könne das Buchladen-Team zudem sehr flexibel reagieren.
Lieblingsbücher der OP-Leserinnen und -Leser
Die OP hat ihre Leserinnen und Leser über ihre Online-Kanäle zu ihren Lieblingsbüchern gefragt. Hier lesen Sie einige ausgewählte Stellungnahmen.Vielleicht ist auch ein Tipp für Sie dabei. Waltraud Wohlfeil-Schäfer aus Marburg: „Blackout“ von Marc Eisberg. Was zunächst als Scifi anmutet, kann bittere Realität werden. Außer den technischen Fakten ist eine Geschichte mit eingeflochten, die einen bei der Stange hält. Fesselnd und packend geschrieben. Andrea Pilgrim aus Marburg: Bernardine Evaristo „Frau, Mädchen etc“. Das Buch erzählt von der Vielfalt des Lebens, von wunderbaren Frauen und deren diversen Lebensentwürfen. Große Leseempfehlung! Simone Schmidt aus Wohratal: „Libellenschwestern“ von Lisa Wingate. Es ist eine unfassbar tolle, traurige und Mut machende Geschichte. Als Leser wird man in die heutige Zeit, aber auch in die Zeit der 1930er / 40er Jahre in Memphis, Mississippi geführt. Am Fluss, auf Booten, leben Menschen aus armen Verhältnissen. Eine Geschichte, inspiriert durch wahre Begebenheiten, die hinten im Nachwort näher erklärt und geschildert werden. Klare Leseempfehlung! Rolf Hose aus Lahntal: Die Bibel. Sie gibt Anregung, Trost, Wegweisung für jede Lebenslage, sogar über den Tod hinaus. Noemi aus Marburg: Die „Harry Potter“-Reihe. Abgesehen von den Charakteren und der magischen Welt vermittelt die Geschichte die Werte der Freundschaft und der Liebe über allem Bösen. Diese vertrete ich stark und deswegen liebe ich diese Bücher. Christiane Sauerwald aus Cölbe: „Der Beobachter“ von Charlotte Link. Es handelt von einem „Beobachter“, der mit Hingabe an anderen Leben teilnimmt. Sehr spannender Krimi. Manuela Möller aus Neustadt: Die Bücher von Cecelia Ahern, weil sie in der Regel eigenständige Werke und toll geschrieben sind. Außerdem Harry Potter, weil das meine Jugend geprägt hat. Karina Müller aus Schönstadt: Eines meiner Lieblingsbücher ist „Animant Crumbs Staubchronik“ von Lin Rina. Es ist total schön geschrieben, man fühlt sich gleich „mittendrin“. Außerdem erinnert es sehr an „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen. Ein wirklich gelungenes Buch mit über 550 Seiten Lesespaß. Absolut empfehlenswert! Marion Müller aus Beltershausen: Mein Lieblingsbuch ist „Beim Leben meiner Schwester“. Eine herzzerreißende Geschichte über eine Familie, die versucht Leukämie zu bekämpfen. Ich liebe den Film und das Buch.
Monika Strähl aus Marburg: Alle Bücher von Jojo Moyes. Sie sind spannend bis zur letzten Seite.
OP