Malerische „Stadtansichten“
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„Herbstliche Straße“ hat Dr. Hartwig Schuchardt dieses Bild betitelt.
© Quelle: privat
Marburg. Nach zweijähriger Anlaufzeit ist die wegen Corona verschobene Ausstellung mit Bildern von Dr. Hartwig Schuchart zum Thema „Stadtansichten“ nun doch im Erwin-Piscator-Haus (EPH) zu sehen. Karin Stichnothe-Botschafter, Leiterin des EPH, präsentiert die Ausstellung gemeinsam mit dem Marburger Kunstverein im 1. und 2. Obergeschoss des EPH.
Hartwig Schuchart lebt im Ebsdorfergrund. Er zeigt 23 Gemälde – die meisten davon sind Marburger Ansichten.
Der Vorsitzende des Marburger Kunstvereins, Dr. Michael Herrmann, freut sich darüber, dass der Verein Künstlerinnen und Künstlern im EPH eine weitere großzügige Ausstellungsmöglichkeit zur Verfügung stellen könne, da die Wartezeit für eine Ausstellung im benachbarten Haus des Kunstvereins sehr lang sei. Herrmann erklärte bei der Vernissage, dass es selbst für Marburger nicht immer einfach sei, den Blickwinkel des Künstlers bei seinen Marburg-Ansichten zu erraten. Die „Auflösung“ finde sich auf der Rückseite der ausliegenden Listen mit den Bildtiteln.
Fotos als Vorlagen
In ihrer Einführung in die Ausstellung erläuterte Kerstin Pauly den künstlerischen Werdegang Schucharts, der zwar seine Werke seit 1987 unter anderem auch mit dem Kunstverein öffentlich präsentiert. Seit seiner Pensionierung 2006 als Biologe an der Marburger Universität habe er deutlich mehr Zeit für das Malen, Drucken, Zeichnen und Fotografieren in Marburg und fernen Ländern. Er schaue als Naturwissenschaftler sehr genau hin, als Künstler noch genauer, betonte Kerstin Pauly. Dabei habe den Künstler das Alltägliche, das oft unbeachtet bleibe, immer besonders interessiert, wie frühere Ausstellungen zeigen.
Schucharts Ölbilder haben oft Fotos als Vorlagen, „wobei er die Kamera oft absichtlich verreißt, durch verregnete Windschutzscheiben oder aus ungewöhnlichen Perspektiven fotografiert“. Im Laufe des malerischen Prozesses wird dann die fotografische Vorlage verlassen, Stimmung und Farbgebung bestimmen den weiteren Malprozess. So entstünden nicht idyllisch geschönte Postkartenbilder, „sondern das tatsächliche Marburg mit den vermeintlich störenden Gegenständen wie Absperrbändern, Verkehrsschildern oder Bussen“.
Künstler antwortet
Die Unschärfe sei in vielen Bildern gewollt. So erscheine beispielsweise eine Stadtansicht unscharf hinter exakt gemalten Regentropfen auf einer Windschutzscheibe. Auch hätten sich einige Motive inzwischen baulich verändert. Um zu einer genauen Verortung zu gelangen, sei die Fantasie des Betrachters gefragt. Diese anzuregen, sei eine wesentliche Aufgabe von Kunst, so Kerstin Pauly. Dies gelte besonders für ein neueres Bild, bei dem die Silhouette Marburgs aus einem Tropenwald auftauche.
Der für den 4. Dezember geplante Rundgang durch die Ausstellung von Hartwig Schucharts "Stadtansichten" im EPH wird auf den 11. Dezember um 17 Uhr verlegt, da das EPH wegen interner Arbeiten am 1. Dezember für den Publikumsverkehr geschlossen bleiben muss. Der Künstler wird anwesend sein und steht für Fragen zur Verfügung.
OP