Eine Feier trägt das Virus in die Schule
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Ein Arzt zieht eine Spritze mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer auf.
© Quelle: Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Kirchhain. Bei den Corona-Fällen in den Städten und Gemeinden im Landkreis liegt Kirchhain seit Tagen auf einem der vorderen Plätze auf der Liste. Aktuell vermeldet die Kreisverwaltung für die Ohmstadt 50 Fälle, die höchsten Fallzahlen weist Stadtallendorf (84), gefolgt von Marburg (49) auf.
Ein Grund für die vergleichsweise hohen Fallzahlen könnte in einem kleineren Ausbruchsgeschehen an der größten Schule des Landkreises, der Alfred-Wegener-Schule (AWS), liegen. Wobei die Gesundheitsbehörden des Landkreises hervorheben, dass die Schule selbst keinen Infektionsherd darstellt, wie Kreissprecher Stephan Schienbein auf Anfrage der OP mitteilte. Nachgewiesene Fälle seien von außen in die Schule eingetragen worden.
Wie Schulleiter Matthias Bosse der OP erläuterte, führte eine Privatfeier an einem Wochenende dazu, „dass es in einem Jahrgang danach eine Handvoll Corona-Fälle gegeben hat“. Das habe wieder zu Ansteckungen geführt, etwa bei Geschwisterkindern. Der Ausbruch sei passiert, als an der AWS gerade keine Maskenpflicht gegolten habe. „Während der durchgängigen Maskenpflicht hatten wir keine Ansteckungen an der Schule“, sagt Bosse. Jetzt gelte in enger, guter Abstimmung mit dem Gesundheitsamt die Maskenpflicht wieder und es werde täglich getestet. Seitdem habe sich die Situation an der Schule wieder entspannt, zieht der Leiter der AWS ein Zwischenfazit.
Impfgrad sinkt von Jahrgang zu Jahrgang
Die Ereignisse haben auch dazu beigetragen, dass der Landkreis an diesem Freitag, 8. Oktober, dem letzten Schultag vor den Herbstferien, eine Sonderimpfaktion an der AWS anbietet. Beginn ist um 11 Uhr. Geimpft wird im sogenanten Schülerhaus, das bei Bedarf auch als Wahllokal dient. Diese Sonderimpfaktion richtet sich vorrangig an Schüler und Jugendliche ab zwölf Jahren. Allerdings ist jeder, der sich impfen lassen möchte, bei diesem Termin ausdrücklich willkommen. Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich. Die Impfaktion in der Schule, Röthestraße 35 in Kirchhain, dauert bis 16 Uhr. Es wird der mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer verimpft.
Schülervertretung unterstützt Aktion
Schulleiter Bosse ist froh über das Angebot. Er hätte eine solche Sonderimpfaktion gerne auch schon früher an seiner Schule gesehen. Denn die Schulen hätten einen ganz anderen sozialen Zugriff auf Jugendliche. Aufgrund des Testgeschehens und bei einem Blick auf die Daten dazu schätzt Bosse, dass an seiner Schule etwa 90 Prozent des Abiturjahrgangs, also der aktuellen Jahrgangsstufe 13, geimpft sind. „Danach sinkt der Impfgrad jahrgangsweise von oben nach unten“, erläutert er der OP. Sprich: Je jünger die Jugendlichen, desto geringer der Grad der Impfung gegen das Coronavirus.
Die Schülervertretung der AWS ist mit im Boot und unterstützt die Sonderimpfaktion. Schulleitung und Schülervertreter haben einen Flyer gestaltet, mit dem unter den Jugendlichen geworben wird, sich den schützenden Piks zu holen. „Die Botschaft ist ganz einfach: zurück zur Normalität“, sagt Bosse.
Ausdrücklich erneuern Kreis und Schule die Einladung an alle Impfberechtigten, den Sonderimpftermin an diesem Freitag auch zu nutzen. „Wir freuen uns, wenn Schüler ihre Eltern gleich mitbringen, damit die sich auch impfen lassen“, formuliert es Bosse. Dr. Birgit Wollenberg, Leiterin des Gesundheitsamtes, erläutert zu der Aktion: „Der Schulstandort wurde zum einen wegen seiner günstigen Lage und seiner Größe ausgewählt, zum anderen haben wir vor dem Hintergrund des lokalen Infektionsgeschehens dort einen Impfbedarf festgestellt. Das Ziel ist es letztlich, die Impfquote weiter zu steigern und Impflücken zu schließen.“
Hinweise zur Impfaktion
Impfwillige müssen sich auch bei der Sonderaktion in der Alfred-Wegener-Schule zweifelsfrei mit einem Personalausweis oder einem anderen Ausweispapier identifizieren können, wie die Kreisverwaltung erläutert. Eine Krankenversicherungskarte ist hilfreich, aber nicht zwingend notwendig. Gleiches gilt für die Mitnahme des eigenen Impfausweises. Besonders wichtig: Kinder vom 12. bis zum 16. Lebensjahr müssen von einem Erziehungsberechtigten begleitet werden. Wer sein Impfbuch dabei hat, bekommt die Impfung gleich vor Ort eingetragen. Alternativ bekomme der Impfling auch einen elektronischen Nachweis nach Abschluss der Impfserie als Brief mit QR-Code nach Hause geschickt.