Nach Bootsunfall auf der Lahn: Elfjähriger stirbt
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Großeinsatz: 250 Rettungskräfte aus ganz Marburg-Biedenkopf suchten nach einem Jungen, der in die Lahn gefallen war.
© Quelle: Nadine Weigel
Dautphetal. Auf den dramatischen Einsatz am Samstag, folgte am Sonntagabend die traurige Nachricht: Der Elfjährige, der am Samstag aus einem Boot in die Lahn gefallen war, hat nicht überlebt. Das teilte die Polizei in Gießen der OP am späten Sonntagabend auf Anfrage mit.
Am Samstag (4. Februar) suchten ab dem frühen Nachmittag rund 250 Rettungskräfte fieberhaft nach dem Jungen. Erst Stunden später, gegen 17.30 Uhr zogen Einsatzkräfte das zu diesem Zeitpunkt leblose Kind nahe Friedensdorf aus dem Wasser. Ein Notarzt begann sofort mit der Reanimation, der Rettungswagen brachte ihn in ein nahes Krankenhaus.
Suche nach vermisstem Jungen in der Lahn
Dramatischer Einsatz: Stundenlang suchten 250 Rettungskräfte in der Lahn nach einem vermissten Jungen. Nach vier Stunden wurde er aus den Fluten geborgen.
© Quelle: Oberhessische Presse
Dass die Chancen des Kindes schlecht standen, war schon bei der Rettung absehbar. „Er ist in einem kritischen Zustand. Wie hoch die Überlebenschancen sind, können wir nicht sagen“, hatte Kreisbrandmeister Stephan Schienbein am Samstag noch am Unfallort zur OP gesagt. Es gebe Berichte, dass Personen, die längere Zeit im Wasser gewesen seien, überlebt hätten, da der Stoffwechsel des Körpers durch das kalte Wasser heruntergefahren werde. In solchen Fällen muss der Patient erst aufgewärmt werden, erst dann zeigt sich, wie die Überlebenschance ist.
Die Wassertemperatur der Lahn bei Marburg liegt aktuell bei fünf Grad Celsius. Bei so einer Temperatur setzt nach 30 Minuten Bewusstlosigkeit ein, die Überlebenszeit wird mit bis zu 90 Minuten angegeben. Das aktuelle Hochwasser sorgt zudem für hohe Fließgeschwindigkeiten, es sollen etwa 80 Meter pro Minute sein, also etwa eineinhalb Meter pro Sekunde.
Laut Polizei ist es „völlig unvernünftig“ sich bei solch einer starken Strömung in Gefahr zu begeben – zumal noch mit einem „total ungeeigneten“ Transportmittel. Gerade bei Hochwasser seien Flüsse wie die Lahn „unberechenbare Gewässer“. Auch Schienbein nennt es angesichts der Fließgeschwindigkeit „lebensgefährlich“.
Der Elfjährige war laut jüngstem Stand der Ermittlungen bei Friedensdorf mit zwei anderen Personen in einem Schlauchboot unterwegs. Das Boot kenterte aus noch ungeklärten Gründen. Die beiden Erwachsenen konnten sich nach Polizeiangaben selbst ans Ufer retten, wurden im Krankenhaus behandelt.
Belastende Situation für Einsatzkräfte
Ob bei dem Bootsausflug, bei dem der Junge mit zwei Erwachsenen – die entgegen kursierenden Gerüchten nicht die Eltern waren – unterwegs war, eventuell Alkoholkonsum eine Rolle spielte, ist noch unklar.
Im Einsatz waren Retter des Katastrophenschutz-Zugs Marburg-Biedenkopf, Feuerwehrleute und DLRG-Kräfte und auch ein Polizeihubschrauber.
„Für die Einsatzkräfte ist das emotional extrem herausfordernd. Wir wissen, ein Kind wird vermisst, ist in akuter Lebensgefahr. Das ist ein Wettlauf gegen die Zeit“, so Schienbein. Auch der Kriseninterventionsdienst des Landkreises war von Beginn an im Einsatz. Zum einen, um den Angehörigen beizustehen, aber auch um die Einsatzkräfte psychosozial nachzubetreuen.
Eine „Katwarn“-Meldung war von den heimischen Behörden nach eigenen Angaben verschickt worden, um die Bevölkerung zu sensibilisieren und bei der Suche im Bereich der Lahn zu aktivieren.