Zum Tod Thomas Schäfers

"Als würde die Zeit still stehen"

Trauer um Thomas Schäfer.

Trauer um Thomas Schäfer.

Biedenkopf. Die Region trauert um Thomas Schäfer. Viele hier kannten ihn persönlich. Der hessische Finanzminister stammte aus Biedenkopf, hatte im Hinterland seinen Wahlkreis. Unter Freunden und Weggefährten herrschen Fassungslosigkeit und große Anteilnahme.

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"Uns ist ein Mensch verloren gegangen, der uns wirklich sehr am Herzen lag", erzählt die Hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn (Bündnis 90/Die Grünen). In den sozialen Netzwerken hat sie versucht, den ersten Schock in Worte zu fassen: "So vieles kann man nicht verstehen und will es so gerne – ich würde so gerne verstehen", schreibt sie.

Angela Dorns Tweet vom Samstagabend: 

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Unglaube und Entsetzen löste Schäfers plötzlicher Tod auch bei seinem engen Freund Stefan Heck (CDU) aus, Staatssekretär im Hessischen Innenministerium: "Ich bin erschüttert und fassungslos, es ist, als würde die Zeit stillstehen", sagt Heck auf OP-Nachfrage. "Wir sind durch sämtliche Höhen und Tiefen der Politik gegangen", erinnert sich Heck.

Jan Schalauske, Landesvorsitzender der Partei Die Linke, nahm die Nachricht "fassungslos und erschrocken" auf. Der Landtagsabgeordnete trat in der Vergangenheit auf politischer Ebene auch als Kritiker Schäfers auf. Aber: "Politische Meinungsverschiedenheiten spielen in einer so tragischen Situation keine Rolle."Getroffen zeigt sich auch Landrätin Kirsten Fründt (SPD): "Der Tod Dr. Thomas Schäfers ist für die hessische Politik, für den Landkreis Marburg-Biedenkopf, aber auch für mich persönlich ein schwerer Verlust", teilt die Landrätin mit. Schäfer habe "Wege geebnet sowie wichtige Projekte abgesichert und vorangebracht", erinnert Fründt.

Schon zu Schulzeiten mit Schäfer befreundet war Dr. Horst Falk, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Kreis-CDU. Auch er zeigte sich erschüttert über die Nachricht: "Ich bin total geschockt; dass so etwas passiert, hätte ich nie geglaubt", teilt Falk fassungslos mit.

Der Marburger CDU-Landtagsabgeordnete Dirk Bamberger: "Thomas Schäfer war an allererster Stelle ein sehr sehr guter Freund, auch der Familie, und ein politischer Weggefährte. Er war nicht nur ein Teil der CDU Marburg-Biedenkopf, er war die CDU Marburg-Biedenkopf." Bamberger weiter: "Sein politisches Lebenswerk, der grundsolide Haushalt, ist ihm durch die Corona-Krise genommen worden. Wir können nicht begreifen, dass ausgerechnet dieser Charaktermensch den Weg des Freitodes gewählt hat."

Wolfgang Hoch, Sprecher Handballspielgemeinschaft Hinterland, sagte: "Es ist, als ob ein Familienmitglied gestorben ist. Er war bei uns Vereinsmitglied und wir haben ihn immer als lebenslustig und tollen Handballkumpel erlebt. Sein Tod ist für uns unerklärbar. Gerade hier im Hinterland hat er viel Gutes für die Vereine getan. Er hinterlässt eine riesengroße Lücke."

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Noch am vergangenen Dienstag (24. März) hatte der 54-jährige Schäfer im Landtag einen milliardenschweren Nachtragshaushalt für das Land vorgestellt, um die tiefen Einschnitte durch die Coronavirus-Pandemie bewältigen zu können.

„Ich muss davon ausgehen, dass ihn diese Sorgen erdrückt haben. Er fand offensichtlich keinen Ausweg mehr. Er war verzweifelt und ging von uns. Das erschüttert uns, das erschüttert mich“, sagte am Sonntag ein sichtlich mitgenommener Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). Schäfer habe sich wegen der Corona-Krise große Sorgen gemacht. „Große Sorgen vor allen Dingen darum, ob es gelingen könne, die riesigen Erwartungen in der Bevölkerung, insbesondere der finanziellen Hilfen, zu erfüllen“, sagte Bouffier.

Ermittler gehen davon aus, dass sich Schäfer das Leben genommen hat. Seine Leiche war am Samstagvormittag an einer Bahnstrecke gefunden worden. Schäfer, dessen politische Heimat der Kreis Marburg-Biedenkopf war, war mehr als zwei Jahrzehnte in der hessischen Landespolitik aktiv. 2010 hatte er das Amt des Finanzministers übernommen. Er galt auch als Kandidat für die Nachfolge von Regierungschef Bouffier.

Über die Parteigrenzen hinweg herrschte tiefe Bestürzung und Fassungslosigkeit über den Tod von Schäfer. Neben vielen anderen drückten Vertreter der Oppositionsparteien im Landtag sowie der katholischen und der evangelischen Kirche ihr Beileid für die Familie und die Hinterbliebenen aus.

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OP

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