Aufarbeitung in Krisenzeiten nach Attacke an Rosenmontag
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Einsatzkräfte stehen an der Unfallstelle in Volkmarsen.
© Quelle: Uwe Zucchi/dpa/Archivbild
Volkmarsen. Einen Monat nach der Gewalttat am Rosenmontag mit Dutzenden Verletzten in Volkmarsen dauert die Bewältigung der Ereignisse an - erschwert durch die Corona-Krise. "Es ist noch eine gewisse Schockstarre und Unsicherheit da", sagt Bürgermeister Hartmut Linnekugel (parteilos). "Die Bürgerinnen und Bürger sind schon noch entsetzt, aber man ist nun in der Zeit der Aufarbeitung dieser Ereignisse." Allerdings machen sich die Abstandsregeln in der Corona-Krise bemerkbar: Geplante Angebote wie Gesprächskreise mussten gestrichen werden, wie der katholische Pfarrer Martin Fischer berichtet.
Es sei auch bei den bisherigen Angeboten darum gegangen, "Raum und Zeit zu schaffen, um miteinander ins Gespräch zu kommen, auszusprechen, was einen bewegt", erläutert der Kirchenmann. Die Tat sei immer noch in der nordhessischen Kleinstadt präsent, das Thema Coronavirus überlagere es aber. Doch spätestens dann, wenn sich die Karnevalszeit wieder nähere, werde das Geschehen wohl wieder präsenter sein.
Ein Auto war während des Umzugs am Rosenmontag in Volkmarsen in eine Menschenmenge gefahren. Der Fahrer, ein 29-jähriger Deutscher, soll dies absichtlich getan haben. Dutzende Menschen wurden verletzt, darunter viele Kinder. Die Zahl der Betroffenen stieg zuletzt auf 154. Nach Angaben der Ermittler hatten sich nachträglich weitere Betroffene gemeldet, die beispielsweise unter psychischen Problemen leiden. Bürgermeister Linnekugel zufolge liegen seines Wissens nach noch zwei Verletzte auf der Intensivstation, die Kinder seien aus den Krankenhäusern entlassen worden und auf einem guten Weg.
Der Verdächtige sitzt unter anderem wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung in Untersuchungshaft. Der Mann schweigt laut Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt weiterhin zu den Vorwürfen. Hinweise auf eine politische Motivation für die Tat haben die Ermittler nicht.
Die Stadt will nach vorne blicken: Das Geschehen sei sicherlich ein Einschnitt im kulturellen und gesellschaftlichen Leben, sagt Rathauschef Linnekugel. Den Menschen werde vielschichtige Hilfe angeboten und beispielsweise an Experten oder Fachstellen vermittelt, von daher "sind wir auf einem guten Weg". Man wolle "nicht nachlassen, weiter zusammenzufinden, auch künftig Karneval zu feiern - egal in welcher Form." Die Menschen würden sich allerdings wünschen, dass sich der mutmaßliche Täter zu seinem Motiv äußert - und das Strafverfahren gegen ihn möglichst rasch beginnt.
dpa
OP