Wanderboom durch Corona: Vereine hoffen auf Zulauf
Frielendorf. Angesichts des Wanderbooms in der Corona-Pandemie blicken Hessens Wandervereine optimistisch in die Zukunft. "Ich hoffe auf steigende Mitgliederzahlen und das damit verbundene Engagement der Leute", sagte Kurt Schury, Vorsitzender des Wanderverbands Hessen in Frielendorf (Schwalm-Eder-Kreis). Der Verband will in den nächsten Wochen die Zahlen seiner zwölf Mitgliedsvereine auswerten. Zuletzt hatten die hessischen Wandervereine rund 40 000 Mitglieder.
Laut Deutschem Wanderverband (DWV) boomt die Freizeitbeschäftigung. Bei einer nicht repräsentativen Branchenbefragung hätten 62 Prozent der Befragten angegeben, dass 2020 das Interesse nach Wanderwegen im Vergleich zum Vorjahr angestiegen sei. Ursache sei die Corona-Pandemie: "Es gibt schlicht keine andere Einflussgröße, mit der diese Entwicklung bundesweit zu begründen ist - viele Menschen haben das Wandern neu für sich entdeckt", erklärte DWV-Studienleiter Erik Neumeyer.
Gleichzeitig nähmen aber auch die Konflikte auf den Wegen zu. Probleme gebe es vor allem zwischen Wandernden und Mountainbikern, mit Hundebesitzern, Naturschützern sowie Landwirten. Ebenfalls zugenommen aufgrund der stärkeren Nutzung von Wanderwegen haben der Befragung zufolge Beeinträchtigungen der Umwelt.
Der Boom wird laut Schury auch den Vereinen mehr Arbeit bescheren, die sich mit Hilfe der Förster um die Pflege und Beschilderung der Wanderwege kümmern. "Ich vermute, dass aufgrund der hohen Frequentierung mehr Aufräum- und Verschönerungsarbeiten nötig sein werden - zumindest auf den Hauptdurchgangswegen." Bei dieser Aufgabe könnten die Wandervereine Unterstützung gebrauchen.
Wandern als Hobby profitiere auf jeden Fall von der Entwicklung: "Die Menschen waren gezwungen, sich in der näheren Umgebung umzutun und haben gemerkt: Es ist gar nicht so schlecht." Vielleicht komme jetzt der eine oder andere auf die Idee, seinen örtlichen Wanderverein zu unterstützen. Allerdings leiden auch die Aktivitäten der Vereine unter der Pandemie: Wanderpläne für 2021 seien noch nicht gemacht worden aus Angst, sie wieder absagen zu müssen. Auch das gesellige Vereinsleben stehe still.
dpa