Krankheiten

Schulunterricht fällt ab Montag wegen Corona-Krise aus

Kai Klose (Grüne, l-r), Volker Bouffier (CDU), und Tarek Al-Wazir (Grüne) nehmen an einer Pressekonferenz teil.

Kai Klose (Grüne, l-r), Volker Bouffier (CDU), und Tarek Al-Wazir (Grüne) nehmen an einer Pressekonferenz teil.

Wiesbaden. Der Kampf gegen die Corona-Krise wird in Hessen immer massiver. Der Schulunterricht fällt landesweit von Montag an aus, wie Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) am Freitag in Wiesbaden sagte. Die Schulen blieben aber für eine Notbetreuung für Kinder solcher Eltern geöffnet, die beispielsweise in einem Krankenhaus arbeiteten. Die Regelung gelte auch für die Kindertagesstätten. Am Montag hätten Schüler und Lehrer noch einmal die Gelegenheit, in die Schulen zu kommen, um Verabredungen für die unterrichtsfreie Zeit zu treffen oder um persönliche Lehr- und Lernmaterialien abzuholen.

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"Wir haben eine ganz außergewöhnliche Lage", sagte Bouffier mit Blick auf das Coronavirus. Und fügte hinzu: "Wir werden die Herausforderung gemeinsam meistern." Alle am Freitag verkündeten Maßnahmen gelten dem Regierungschef zufolge zunächst bis zum Ende der hessischen Osterferien (19. April). Bouffier sagte, mit diesen Maßnahmen habe Hessen im Moment noch die Chance, Verhältnisse wie in Italien zu vermeiden. Dort hatte sich die Situation zuletzt zugespitzt, mittlerweile sind dort mehr als 1200 Patienten an Covid-19 gestorben.

Die Zahl der bestätigten Infektionen in Hessen stieg weiter auf 133 am Freitagnachmittag (14.00 Uhr), am Vortag waren noch 91 gezählt worden. Die neuen Fälle stammen aus zahlreichen Landkreisen und gehen den Angaben zufolge unter anderem auf Reisen nach Italien (vor allem Südtirol) und Österreich (vor allem Skiort Ischgl) zurück.

Um Menschen zu schützen, die wegen des Coronavirus als besonders gefährdet gelten, werden die Besuchszeiten in hessischen Alten- oder Pflegeheimen sowie Krankenhäusern im Land beschränkt - jeder Bewohner oder Patient darf nur noch eine Stunde pro Tag besucht werden. Ausgenommen sind Eltern minderjähriger Patienten in Krankenhäusern. Menschen, die aus Risikogebieten zurückkehrten, dürfen solche Einrichtungen 14 Tage lang nicht betreten.

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Angehörige bestimmter Berufsgruppen werden nach ihrer Rückkehr aus Coronavirus-Risikogebieten in Hessen unter Quarantäne gestellt. Das gelte zum Beispiel für Polizisten, Rettungskräfte oder medizinisches Personal, sagte Sozialminister Kai Klose (Grüne). Eine Quarantäne von 14 Tagen gelte auch für Richter und Feuerwehrleute.

Das Abitur in Hessen soll in der kommenden Woche wie geplant beginnen. Dies sei nach derzeitiger Einschätzung der Lage möglich, sagte der hessische Kultusminister Alexander Lorz (CDU). Die ersten schriftlichen Abiturprüfungen sind für den nächsten Donnerstag (19.03.) angesetzt.

Auf den 20. April verschoben wird der Beginn der Vorlesungszeit an den hessischen Hochschulen. Der sonstige Forschungs- und Wissenschaftsbetrieb könne aber weitergehen, erklärte Ministerpräsident Bouffier. Studenten sollen außerdem Examen ablegen können.

Das öffentliche Leben ist zunehmend von der Ausbreitung des Virus betroffen. Zahlreiche Gemeinden verzichten auf Gottesdienste. Kommunen kündigten an, Ämter zu schließen, teils bleiben Rathäuser zu, beispielsweise im Rheingau. Für dringende Angelegenheiten sollen Hotlines geschaltet werden.

Frankfurt verbietet bis 10. April öffentliche und private Veranstaltungen mit mehr als 200 Teilnehmern. Darmstadt sagte bis Ende April alle öffentlichen Veranstaltungen ab, größere Menschenansammlungen wurden untersagt, Sportveranstaltungen nur ohne Zuschauer erlaubt. Alle Schwimmbäder wurden geschlossen, der Museumsbetrieb eingeschränkt. Die Kasseler Staatsanwaltschaft erklärte, Sprechzeiten nur noch telefonisch anzubieten und bat ansonsten um schriftliche Anfragen. Das Staatstheater in Wiesbaden sagte ab Samstag bis 19. April alle Vorstellungen ab.

Auch die Organisatoren des Hessentags in Bad Vilbel geraten unter Druck. In den kommenden Tagen werde sich der Veranstaltungsstab des Landesfests mit allen Beteiligten zu Gesprächen treffen, um gemeinsam eine Vorgehensweise abzusprechen, teilte die Stadt mit. Die 60. Auflage des Hessenfests ist für den 5. bis 14. Juni geplant.

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Der Landtag will vom 24. bis 26. März zwar planmäßig tagen, bei den Sitzungen werden aber keine Besucher anwesend sein, teilte Landtagspräsident Boris Rhein (CDU) mit.

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Hessen kündigte an, in der kommenden Woche weitere Coronavirus-Testcenter zu eröffnen. Zu den bereits arbeitenden zehn Einrichtungen sollen sechs hinzukommen. "Wir sorgen mit der Aufstockung der Testcenter dafür, dass fast jeder Bürger Hessens innerhalb eines Radius von 30 Kilometer ein Testcenter erreichen kann", teilte die KV mit. Es sei allerdings "realitätsfremd", in jedem Landkreis ein solches Center einzurichten, da es nicht genügend Personal gebe.

Es sei medizinisch auch nicht sinnvoll, Massentests auf den Erreger Sars-CoV-2 ohne Indikation durchzuführen, hieß es. "Denn auch die Labore sind mittlerweile an ihren Kapazitätsgrenzen angekommen - deshalb müssen wir die Tests dringend auf diejenigen Patienten beschränken, bei denen eine medizinische Indikation nach den Kriterien des Robert-Koch-Instituts besteht."

Die Folgen für Unternehmen zeigen sich immer deutlicher. Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport erwartet wegen der Coronakrise in diesem Jahr einen herben Rückgang des Gewinns. Tagesbezogen liegen die aktuellen Passagierzahlen bereits 45 Prozent unter den Vorjahreswerten, sagte Vorstandschef Stefan Schulte bei der Bilanzvorlage. Das könne sich mit der US-Einreisesperre noch auf minus 60 Prozent steigern. Das Unternehmen plant für bis zu 10 000 Mitarbeiter Kurzarbeit.

Opel schickte nach einer bestätigten Infektion in der Belegschaft Hunderte Mitarbeiter vorübergehend ins Homeoffice. Mit der Messe für Veranstaltungstechnik "Prolight + Sound" wurde in Frankfurt eine weitere Messe abgesagt, zudem kam das Aus für die "Rettmobil 202" in Fulda, nach eigenen Angaben die europäische Leitmesse für Rettung und Mobilität. Die Industrie- und Handelskammern sagten angesichts der steigenden Coronavirus-Infektionen alle anstehenden Abschlussprüfungen der Azubis ab. Wann sie nachgeholt werden können, sei noch offen, hieß es.

dpa

OP

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