Quote von Schülern und Lehrern in Quarantäne gestiegen
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«Coronavirus» steht auf einer Tafel in einem leeren Klassenzimmer.
© Quelle: Armin Weigel/dpa/Archivbild
Wiesbaden. Mit steigenden Infektionszahlen wächst auch die tägliche Quote von Lehrern und Schülern in Corona-Quarantäne. Zuletzt mussten rund drei Prozent der Schüler und knapp vier Prozent der Lehrer wegen behördlicher Anordnungen zu Hause bleiben (Stand: 4. November). Beide Werte hätten noch bis zu den Herbstferien dauerhaft unter einem Prozent gelegen, sagte ein Sprecher des Kultusministeriums in Wiesbaden auf dpa-Anfrage. Sie seien erst nach dem starken Anstieg der Infektionszahlen in ganz Deutschland angewachsen.
Wer alles nach einem positiven Test in der Schulgemeinschaft in Quarantäne muss, das entscheiden die Kommunen vor Ort. "Eine Übersicht der Maßnahmen durch die Gesundheitsämter haben wir nicht", erklärte der Ministeriumssprecher. In der Regel werde für einzelne Schüler, ganze Klassen oder Lerngruppen Quarantäne verhängt.
Dass eine ganze Schule geschlossen wird, ist dagegen eher selten: Zum Stichtag 3. November waren in Hessen insgesamt vier der 1795 Schulen wegen coronabedingter Quarantänevorgaben geschlossen. Insgesamt waren es nach Ministeriumsangaben seit Schuljahresbeginn 29. "Wir hoffen, dass durch die neue Maskenpflicht im Unterricht weniger Kinder in Quarantäne geschickt werden", erklärte der Sprecher.
In der Regel gelinge es an den Schulen, die Lehrer zu ersetzen, die wegen Quarantäneauflagen nicht in den Klassen sein können. Werde die Personaldecke zu dünn, könne es jedoch sein, dass Schulen in einigen Fällen für ein paar Tage im Wechselbetrieb Unterricht erteilen - einer Mischung zwischen Präsenz und Lernen von zu Hause.
In Frankfurt gehe das Gesundheitsamt sehr spezifisch vor, sagte eine Sprecherin der Stadt. "Es wird immer abgefragt, wer neben dem betroffenen Schulkind gesessen hat, wer Spielkamerad oder Spielkameradin ist oder wer sonst irgendwie näheren Kontakt gehabt hat." Nur diese Kinder müssten in Quarantäne. "Es kommt allenfalls im Einzelfall vor, dass eine ganze Klasse unter Quarantäne genommen werden muss", erklärte die Sprecherin.
An Frankfurter Grundschulen werde bei auftretenden Fällen zusätzlich eine Maskenpflicht im Unterricht angeordnet. Seit den Sommerferien sei von Seiten des Gesundheitsamtes keine gesamte Schule geschlossen worden, sagte die Sprecherin. Mit der ausgeweiteten Maskenpflicht im Unterricht erhöhe sich der Anteil der Fälle, bei denen aufgrund des geringen Infektionsrisikos keine Quarantänemaßnahmen ergriffen werden müssen.
"Insgesamt lässt sich in Bezug auf Ansteckungen innerhalb von Schulen weiterhin sagen, dass von Schulen und Kitas, mit Ausnahme der Berufsfachschulen, kein hohes Infektionsrisiko ausgeht", erklärte die Sprecherin. "Dies zeigen auch die an den Schulen vorgenommenen Abstrichaktionen, bei denen die Raten der positiv Getesteten sehr gering ausfallen."
Eine Sprecherin der Stadt Wiesbaden sagte: "Ob ganze Klassen oder nur einzelne Kinder in Quarantäne gehen müssen, hängt stark von den Gegebenheiten vor Ort ab." Dabei orientiere sich das Gesundheitsamt an den Vorgaben des Robert Koch-Instituts. "Sobald während des Unterrichts Mund-Nasen-Bedeckungen getragen werden, ist das Infektionsgeschehen meist deutlich besser abgrenzbar." Dann müssten nur die Kinder im unmittelbaren Sitz-Umfeld des infizierten Kindes in Quarantäne.
Ganze Schulen wurden in Wiesbaden nach den Worten der Sprecherin noch nicht unter Quarantäne gestellt. "Es gab zwar vereinzelte Schulschließungen, diese waren jedoch nicht mit Quarantäne für die gesamte Schulgemeinschaft gleichzusetzen."
Auch in Darmstadt sei noch keine Schule komplett in Quarantäne geschickt worden, teilte ein Sprecher der Stadt mit. "Dies wäre bei einem großen Ausbruch, der nicht adäquat eingrenzbar ist, denkbar." Wer nach einem positiven Corona-Test in der Schulgemeinschaft in Quarantäne geschickt werden müsse, hänge unter anderem vom Alter, der Art des Unterrichts und der Dauer und Intensität der Kontakte ab.
Nach Angaben des Landkreises Gießen ist in den vergangenen Monaten häufig Quarantäne für eine gesamte Klasse angeordnet worden, wenn ein Schüler, eine Schülerin oder eine Lehrkraft positiv getestet wurde und das Risiko eine Ansteckung bestand. Bei einer Schule sei es nach mehreren positiven Meldungen erforderlich gewesen, dass sich die gesamte Jahrgangsstufe 12 mit fast 230 Schülern für die Dauer der Kontaktpersonenermittlung vorsorglich in Quarantäne begab, erläuterte ein Sprecher.
Zwischenzeitlich gebe vor allem wegen der verstärkten Hygienemaßnahmen an Schulen ein differenziertes Vorgehen. "Erfährt das Gesundheitsamt vom positiven Test eines Schülers, werden weiterhin die Kontakte im privaten Umfeld verfolgt. Von einer Quarantäne für die gesamte Klasse kann jedoch in der Regel abgesehen werden", erläuterte der Sprecher. Dies gelte vor allem für solche Jahrgangsstufen, bei denen in der Klasse Maskenpflicht bestehe.
Ein Sprecher der Stadt Kassel sagte, dass das Gesundheitsamt bei positiven Corona-Tests an Schulen je nach Einzelfall über Quarantäne-Vorgaben entscheide. Eine komplette Schule habe noch nicht geschlossen werden müssen.
dpa