Landtag gedenkt der Opfer von Hanau und Volkmarsen
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/6F5Q65HOCXXSTEQLRIJTRSDQPQ.jpg)
Blumen und Kerzen sind am Marktplatz in Hanau aufgestellt worden.
© Quelle: Nicolas Armer/dpa/Archivbild
Wiesbaden. Die Abgeordneten des hessischen Landtags haben am Dienstag der Opfer der Gewalttaten von Hanau und Volkmarsen gedacht. Dies seien zwei Attentate gewesen, die das ganze Land erschüttert hätten, sagte Landtagspräsident Boris Rhein (CDU). "Zwei Attentate, die aber ganz besonders uns hier in Hessen auch zutiefst verunsichert haben, weil sie mitten unter uns geschehen sind. Zwei Attentate mit schrecklichen Folgen."
Bei einem rassistisch motivierten Anschlag in Hanau hatte in der Nacht zum 20. Februar ein Deutscher neun Menschen mit ausländischen Wurzeln getötet. Weitere wurden verletzt. Der Mann soll auch seine Mutter getötet haben, bevor er sich selbst das Leben nahm.
Nur wenige Tage später war während des Rosenmontagsumzugs im nordhessischen Volkmarsen ein Auto in eine Menschenmenge gefahren. Der Fahrer, ein 29-jähriger Deutscher, soll dies absichtlich getan haben. Es wurden mehr als 150 Kinder und Erwachsene körperlich und seelisch verletzt. Rhein nannte diese Tat "perfide, hinterhältig, wahnsinnig".
Der Landtagspräsident erinnerte namentlich an die Todesopfer von Hanau. Dies seien zehn Menschen, Lebensgeschichten, Freunde, Söhne, Töchter, Bekannte und Nachbarn gewesen. "Es waren zehn von uns, deren Lebenslicht ganz gezielt und brutal ausgelöscht worden ist", sagte Rhein.
"Wir sind erschüttert, aber in meine Trauer mischt sich auch Bitterkeit und auch Zorn", betonte er. "Weil wir feststellen müssen, dass wir 75 Jahre nach der Shoah ein offensichtliches und bedrohliches Problem mit Rechtsextremismus haben." Die Hanauer Tat sei nicht zufällig geschehen, betonte Rhein. Diese Tat entstamme einer Unkultur des Hasses, der Verblendung und des Wahns. "Eine Unkultur deren ideologischen Überbau zahllose Hassprediger per Internet frei Haus liefern und die in der realen Welt längst angekommen ist."
Seit Hanau könne niemand mehr die Zusammenhänge leugnen. "Und seit Hanau kann auch niemand mehr behaupten, er habe nicht gewusst, wie schlimm es schon ist." Hanau sei die Eskalation rassistisch, antisemitisch und rechtsextremistisch motivierter Anschläge in Deutschland in jüngster Zeit. "Und das zeigt uns auch: Die Gefahr kommt von rechts", mahnte Rhein.
"Wir müssen aufhören, unsere Gesellschaft in "Deutsche" und "Eingewanderte" einzuteilen", sagte er. Dies bilde nämlich die Realität in unserer Gesellschaft schon lange nicht mehr ab. Rhein forderte alle auf, gegen Alltagsdiskriminierungen, die Menschen mit Migrationshintergrund ständig erleben müssten, das Wort zu erheben. "Das, was wir brauchen, ist eine Kultur des klaren und des lauten Widerspruchs."
dpa