Gesundheit

Coronavirus: Im Einzelfall Absage von Veranstaltungen

Wiesbaden. Wegen des neuen Coronavirus soll in Hessen im Einzelfall entschieden werden, ob Veranstaltungen mit größeren Besucherzahlen stattfinden können oder nicht. Zuständig seien dafür jeweils die Gesundheitsämter vor Ort, betonte Sozialminister Kai Klose (Grüne) am Montag in Wiesbaden.

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Unklar ist derzeit noch, ob das Europaleague-Heimspiel von Eintracht Frankfurt am Donnerstagabend gegen den FC Basel vor Zehntausenden Zuschauern über die Bühne gehen kann - oder ob daraus womöglich ein Geisterspiel wird. Derzeit liefen dazu Gespräche, sagte der Leiter des Frankfurter Gesundheitsamts, René Gottschalk. "Ich kann ihnen aber noch nicht sagen, was dabei herauskommt." Bereits klar ist, dass das für den 19. März angesetzte Rückspiel nicht wie geplant in Basel stattfinden kann. Das entschieden die Schweizer Behörden. Wo stattdessen und ob das Spiel überhaupt stattfindet, war zunächst offen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte am Sonntag wegen der sich immer weiter ausbreitenden Lungenkrankheit empfohlen, Großveranstaltungen in Deutschland mit mehr als 1000 Teilnehmern abzusagen. Davon wären dann unter anderem sämtliche Fußballspiele in Bundesliga und Europa League betroffen. Klose sagte, das Land Hessen warte ab, wie sich das Robert-Koch-Institut in dieser Frage verhält.

Gottschalk erklärte, bei der Einzelfall-Bewertung von größeren Veranstaltungen spiele etwa eine Rolle, ob sie im Freien oder in einem geschlossenen Raum stattfänden. Nach Angaben des Ministeriums stieg die Zahl der Infektionen mit dem Sars-CoV-2 in Hessen mit Stand Montagabend (22.00 Uhr) auf 27. Am Abend hatte der Landkreis Marburg-Biedenkopf noch eine weitere nachgewiesene Infektion gemeldet. Betroffen sie eine 50 Jahre alte Frau, die mit milden Symptomen in Quarantäne sei. Bei dem Ehemann deute viel ebenfalls auf eine Infektion hin, es stehe aber noch eine Kontrolluntersuchung aus. Bundesweit hatte das Robert Koch Institut mit Stand Montagnachmittag (15.00 Uhr) schon 1139 Infektionen festgestellt.

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Die hessische Landesregierung will mit einem ressortübergreifenden Gremium den Kampf gegen die gesellschaftlichen Auswirkungen der Ausbreitung des Virus koordinieren. Dem neuen Ausschuss gehören die Staatssekretäre aus sieben Ministerien und der Sprecher der Landesregierung an. Geleitet wird das Gremium vom Chef der Staatskanzlei, Axel Wintermeyer (CDU). Es gehe darum, "die Auswirkungen auf die Gesellschaft - insbesondere auf die hessische Wirtschaft, die Universitäten, Schulen und Kindergärten - politisch zu koordinieren", teilte die Staatskanzlei mit. Außerdem würden Fragen des Verbraucherschutzes und der Sicherheitspolitik beraten.

Unterdessen wurden weitere Veranstaltungen abgesagt - so auch die für kommenden Samstag (14.3.) in Bensheim geplante Verleihung des Gertrud-Eysoldt-Ringes samt Gala. Die Ehrung der Schauspielerin Sandra Hüller soll voraussichtlich im Herbst nachgeholt werden. Der mit 10 000 Euro dotierte Preis wird seit 1986 von der Stadt Bensheim zusammen mit der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste für eine herausragende schauspielerische Leistung im Theater verliehen.

Entwarnung wurde hingegen bei Schülern der Lahntalschule in Lahnau (Lahn-Dill-Kreis) gegeben, die von einer Skifreizeit in Südtirol zurückgekehrt waren. Die norditalienische Region gilt nach Angaben des Robert Koch-Instituts mittlerweile als Risikogebiet in Sachen Sars-CoV-2. Die Tests ergaben aber keine Infektionen. Trotzdem bleiben alle Teilnehmer der Skifreizeit vorsorglich in häuslicher Quarantäne, wie der Lahn-Dill-Kreis mitteilte. Die insgesamt 74 Schülerinnen und Schüler sowie 16 Lehrkräfte und Begleiter der Lahntalschule waren am Freitag zurückgekehrt.

Die Europäische Zentralbank in Frankfurt schickte ihre Mitarbeiter am Montag ins Homeoffice. Die Vorsichtsmaßnahme diene als Test für die Infrastruktur, aber auch für die Belegschaft. Der Zutritt zu den EZB-Gebäuden sei aber nicht verboten. Die Zentralbank bereitet sich damit für den Fall vor, dass ihre rund 3700 Beschäftigten wegen des Coronavirus zu großen Teilen oder gar nicht in ihren Büros arbeiten können. In diesem Fall muss die IT trotz massenhafter Zugriffe von außen reibungslos funktionieren. Zuvor hatte die "Börsen-Zeitung" über den Test berichtet.

Klose erklärte, es gebe im Moment keinen Grund für eine allgemeine Schließung von Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kitas. Er schloss aber nicht aus, dass dies im Einzelfall nötig werden könnte.

Am Montag wurde unter anderem auch bekannt, dass das Virus bei zwei Menschen im Landkreis Fulda festgestellt wurde. Wie der Kreis Fulda mitteilte, handelt es sich um zwei Männer im Alter von 33 und 56 Jahren. Sie seien am Wochenende aus Südtirol zurückgekommen. Beide zeigten schwache Symptome und befänden sich in häuslicher Absonderung. Die vier Mitreisenden seien weitgehend symptomfrei. Alle hätten sich freiwillig in Quarantäne begeben.

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Kreis-Gesundheitsdezernent Frederik Schmitt sagte: "Die Reisegruppe hat sich vorbildlich verhalten und größtmögliche Vorsicht walten lassen." Die sechs Personen seien am Wochenende in den Landkreis zurückgekehrt. Drei von ihnen hätten sich direkt nach Auftreten der Symptome bereits auf der Fahrt nach Hause über die Telefonnummer 116117 gemeldet und sich in Fulda einem Test unterzogen.

Außerdem wurde die erste Infektion mit dem Coronavirus in Wiesbaden bestätigt. Betroffen ist eine 1967 geborene Frau, die Ende Februar aus dem Grödnertal in Südtirol zurückgekehrt war. Sie befinde sich in häuslicher Quarantäne, teilte die Stadt mit.

dpa

OP

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