Corona-Krise: Hessen steht umfassendes Kontaktverbot bevor
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Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) spricht im Landtag.
© Quelle: Frank Rumpenhorst/dpa
Wiesbaden. Hessen hat im Kampf gegen die Corona-Krise ein weitgehendes Kontaktverbot angekündigt. Menschen dürften nur noch allein oder zu zweit unterwegs sein, teilte die Staatskanzlei mit. Ausnahmen gibt es für Familien und häusliche Gemeinschaften, sagte Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) am Sonntag in Wiesbaden. In einer Sondersitzung beschloss das Kabinett am Abend die sofortige Umsetzung der Maßnahmen.
Das Coronavirus breitet sich in Hessen weiter aus. Bis zum frühen Sonntagnachmittag (Stand: 14.00 Uhr) hatten sich 1267 Menschen mit dem Erreger Sars-CoV-2 infiziert. Das waren 101 bestätigte Fälle mehr als am Tag zuvor. Nach Angaben des Sozialministeriums starben bislang drei Menschen an den Folgen einer Infektion.
DAS KONTAKTVERBOT
Im öffentlichen Raum darf man sich nach den künftigen verschärften Regeln nur noch maximal zu zweit bewegen. Dies sei dafür gedacht, dass Alleinstehende und Hilfsbedürftige eine weitere Person mitnehmen können, teilte die Staatskanzlei mit. Die Vorgaben für Familien und Hausgemeinschaften seien lockerer, da beim Zusammenleben ohnehin Infektionen möglich seien, "die man kaum wird verhindern können", erklärte Bouffier. Bislang waren Gruppen von bis zu fünf Menschen erlaubt.
KEIN FRISEURBESUCH MEHR
Bund und Länder haben nach den Worten von Bouffier vereinbart, dass Dienstleistungen im Bereich der Körperpflege eingeschränkt werden. Das gelte insbesondere für Friseure, Massagesalons, Tattoostudios und ähnliches. Sie müssen ihre Läden schließen. "Die medizinisch notwendigen Behandlungen bleiben möglich", betonte der Ministerpräsident. Dazu zählten etwa medizinische Fußpflege und Physiotherapien.
CORONA-VERDACHT IM ICE
Ein ICE der Deutschen Bahn hat am Sonntag seine Fahrt in Gelnhausen im Südosten von Hessen außerplanmäßig unterbrechen müssen, da ein Reisender an Bord des Zuges möglicherweise mit dem Coronavirus infiziert ist. Ein Sprecher der Bundespolizei sagte, am frühen Nachmittag sei gemeldet worden, dass ein französischer Staatsbürger in einem Sechser-Abteil zu verstehen gegeben habe, er sei mit dem Virus infiziert. Der mit Handschuhen und Mundschutz versehene Mann habe eine Bescheinigung aus Hamburg über einen Test auf das Coronavirus und die Empfehlung häuslicher Quarantäne bei sich gehabt.
KAMPF GEGEN HAMSTERKÄUFE
Mehrere hessische Kommunen sagen Hamsterkäufen den Kampf an. Von Montag an dürfen Waren nur noch in haushaltsüblicher Menge an die Kunden abgegeben werden, wie der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) mitteilte. "90 Prozent der Menschen sind vernünftig, aber der kleine Teil der Unvernünftigen gefährdet zunehmend die Versorgungslage", erläuterte der Rathauschef. Hanau orientiere sich dabei am Landkreis Marburg-Biedenkopf, der eine entsprechende Regelung bereits auf den Weg gebracht hat.
KONTROLLEN
Der Appell von Politik und Polizei zur Einhaltung der Corona-Regeln hat zunächst die erhoffte Wirkung erzielt. Nach Angaben der Polizeipräsidien wurden in der Nacht zum Sonntag nur gelegentliche Verstöße registriert, die Menschen hätten sich überwiegend an die Vorgaben der Behörden gehalten. Nur vereinzelt, wie in Kassel oder Darmstadt, seien einige Unbelehrbare von den Beamten in größeren Gruppen angetroffen worden.
KEINE BESUCHE BEI KRANKEN
Für die Wiesbadener Kliniken gilt von Montag (23. März) an wegen des Coronavirus ein generelles Besuchsverbot. Das teilte die Leiterin des Gesundheitsamtes, Kaschlin Butt, mit. Da mit steigenden Infektionszahlen die Ansteckungsgefahr deutlich zunehme, sei es erforderlich, diesen hoch sensiblen Bereich zusätzlich zu schützen. "Von den Besucherinnen und Besuchern, die mittlerweile auch unerkannt mit Sars-CoV-2 infiziert sein könnten, geht eine zu vermeidende Gefahr aus", erläuterte Butt.
CORONAVIRUS BEI DER EINTRACHT
Den beiden mit dem Coronavirus infizierten Fußballprofis von Eintracht Frankfurt geht es den Umständen entsprechend gut. "Es zeigen sich die typischen Symptome, aber es handelt sich um keinen kritischen Zustand", sagte Fredi Bobic, Sportvorstand des Bundesligisten, in einem auf der Vereinshomepage veröffentlichten Interview. "Bald liegen uns auch die restlichen Testergebnisse vor." Deshalb könne es sein, dass noch der "eine oder andere Spieler" dazu komme.
CORONA UND WELTALL
Die Corona-Krise macht vor der europäischen Raumfahrt nicht Halt. Die Missionskontrolle Esa in Darmstadt, von der aus 21 Raumfahrzeuge gesteuert werden, arbeitet nur noch mit einer Rumpfmannschaft vor Ort. Im Moment seien rund 40 bis 50 der insgesamt 900 Mitarbeiter in der Zentrale in Darmstadt, sagte der Leiter des Esa-Missionsbetriebs, Paolo Ferri, der Deutschen Presse-Agentur. Die Mitarbeiter vor Ort würden derzeit in Schichten arbeiten und sich nicht sehen. Vom Homeoffice aus würden andere Kollegen logistisch den Betrieb der derzeit 21 von Darmstadt aus kontrollierten Raumfahrzeuge begleiten.
dpa
OP