1999 gefundenes totes Baby: Mutter mit DNA-Tests gesucht
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„Bereite Dich darauf vor, Deinem Gott zu begegnen“ steht auf einer Plakatwand in Vonhausen.
© Quelle: Boris Roessler/dpa
Büdingen. Gut 22 Jahre nach dem Fund einer Babyleiche in einem Müllsack nahe dem mittelhessischen Büdingen erhoffen sich die Ermittler neue Hinweise in diesem "Cold Case": Zu einem DNA-Reihentest in der Wolfgang-Konrad-Halle im Büdinger Stadtteil Lorbach wurden mehrere hundert Frauen gebeten, die dort freiwillig eine Speichelprobe abgeben sollen. Polizei und Staatsanwalt hoffen, so die Mutter des neugeborenen Mädchens zu finden, dem sie den Namen "Sabrina" gegeben haben. Das Schicksal des Kindes ist bis heute ungeklärt. Die Beamten gehen jedoch von einem Tötungsdelikt aus, wollen zu den Gründen aber keine weiteren Angaben machen, da es sich um potenzielles Täterwissen handele, wie ein Polizeisprecher am Freitag sagte.
In den vergangenen Wochen waren rund 600 Frauen, die zum Zeitpunkt des Leichenfundes zwischen 13 und 30 Jahre alt waren und damals in der Umgebung von Büdingen lebten, angeschrieben und zu dem freiwilligen Test gebeten worden. Rund 200 von ihnen seien mittlerweile in andere Gegenden in Deutschland verzogen und könnten sich über ihre örtlichen Polizeibehörden an der DNA-Reihenuntersuchung beteiligen - die übrigen rund 400 lebten noch in der Region, sagte der Sprecher.
Frauen, die an der Untersuchung in der Wolfgang-Konrad-Halle in Büdingen-Lorbach teilnehmen wollen, werden am Wochenende zunächst in Empfang genommen. Nachdem sie sich ausgewiesen haben, sollen sie dann eine Speichelprobe abgeben. Das erfolgt über einen sterilen Wattetupfer. "Der gesamte Vorgang dauert nur wenige Sekunden und ist für Sie vollkommen schmerzfrei und ungefährlich", hieß es in einer Polizei-Broschüre.
Die entnommenen DNA-Proben werden demnach anonymisiert an die mit der Untersuchung beauftragten Sachverständigen übergeben und die DNA-Identifizierungsmuster anschließend mit denen des toten Kindes verglichen. "Bei einem negativen Ergebnis erfolgt die sofortige Vernichtung der Speichelprobe und Löschung des erstellten DNA-Identifizierungsmusters", betonte die Polizei in der Broschüre. "Eine Speicherung Ihres DNA-Musters in einer Datei oder ein Abgleich mit anderen Strafverfahren erfolgt nicht und ist auch rechtlich nicht möglich."
Wie viele der angeschriebenen Frauen tatsächlich kommen, lasse sich vorab schwer einschätzen, sagte der Sprecher. Wer nicht erscheine, mache sich aber auch nicht verdächtig, ergänzte er mit Blick auf die freiwillige Teilnahme. Am Montag (8. November) will die Polizei darüber informieren, wie viele der Angeschriebenen tatsächlich zu dem Test gekommen sind. Mit Ergebnissen sei allerdings erst im Laufe des ersten Quartals des kommenden Jahres zu rechnen.
Sollte die Frau tatsächlich gefunden werden, heiße das aber "nicht automatisch, dass die Mutter von Sabrina diejenige gewesen sein muss, die das Mädchen dort abgelegt hat, beziehungsweise: die das Mädchen auf irgendeine Art und Weise getötet haben könnte", so der Sprecher. Allerdings gehe man davon aus, dass die Mutter "mit die letzte Person ist, die das Mädchen lebend gesehen haben muss und uns bei der Aufklärung auf jeden Fall unterstützen kann".
Am 1. April 1999 hatte ein Spaziergänger an einem Feldweg zwischen Büdingen-Vonhausen und Büdingen-Lorbach den in Plastiktüten verpackten Baby-Leichnam gefunden. Da der Sack Ermittlungen zufolge schon einige Monate in dem Bereich gelegen haben dürfte, könnte die Entbindung Ende 1998 gewesen sein, wie es in der Polizei-Broschüre hieß. Trotz umfangreicher Ermittlungen sei es bisher nicht gelungen, die genauen Umstände des Todes beziehungsweise der Leichenablage sowie die Identität des Kindes zweifelsfrei zu klären.
Das tote Baby war seinerzeit namenlos bestattet worden. Um der Persönlichkeit und der Identität des Mädchens Ausdruck zu verleihen, hatten ihr die Ermittler den Namen Sabrina gegeben.
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dpa