Fragen und Antworten

Multiple Sklerose: eine Krankheit, 1000 Gesichter

Mediziner vermuten, dass bei Fibromyalgie eine Störung der Schmerzverarbeitung im zentralen Nervensystem vorliegt. Diese soll die Betroffenen überempfindlich für Reize machen.

Wenn der eigene Körper die Nerven angreift: Multiple Sklerose ist eine facettenreiche Krankheit über die viele Vorurteile kursieren.

Hannover. Sie sei ansteckend, eine psychische Erkrankung und zwangsläufig tödlich – das sind nur einige der Vorurteile, die es über die Multiple Sklerose gibt. All das stimmt nicht, berichtet die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG). Doch was bedeutet es tatsächlich, betroffen zu sein?

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Was ist die Multiple Sklerose?

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine komplexe Krankheit, an der deutschlandweit 280.000 Menschen erkrankt sind. Sie ist die häufigste autoimmun vermittelte, chronisch-entzündliche Erkrankung. Das klingt erstmal kompliziert, bedeutet jedoch folgendes: Bei der MS greift das eigene Abwehrsystem Nervenfasern, Nervenzellen und die isolierende Ummantelung der Nerven, das Myelin an. Fachleute nennen das eine Autoimmunreaktion. So entstehen im Nervensystem der Patientinnen und Patienten Entzündungen, die verschiedene Symptome auslösen können. Dabei sind Frauen doppelt so häufig betroffen wie Männer, so die DMSG.

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Welche Symptome haben Menschen mit MS?

Die MS wird die Krankheit der 1000 Gesichter genannt. Denn sie kann zahlreiche verschiedene Symptome bei den Patientinnen und Patienten auslösen. Die ersten Symptome sind häufig sensorisch, das bedeutet, dass der Tastsinn, das Sehen, Hören oder Schmecken beeinträchtigt sein können. So empfinden die Betroffenen Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Schmerzen in verschiedenen Bereichen des Körpers.

Ein Hinweis auf eine Erkrankung kann auch sein, dass Patientinnen und Patienten plötzlich verschwommen oder getrübt sehen. Wer an der MS erkrankt ist, bemerkt am Anfang vielleicht auch eine motorische Einschränkung: Die Muskelstärke, Geschicklichkeit und Gang- und Gleichgewichtssicherheit können betroffen sein, berichtet das MSD Manual, das Handbuch für Ärztinnen und Ärzte.

Im Verlauf der Krankheit können sich die Symptome verschlechtern und es können weitere hinzukommen. Erkrankte können Lähmungen und Spastiken entwickeln. Von einer Spastik sprechen Ärztinnen und Ärzte, wenn sich schwache Muskeln unkontrolliert zusammenziehen. Wegen der Kombination aus Muskelschwäche und spastischer Lähmung kann es dazu kommen, dass einige Erkrankte auf eine Gehhilfe oder den Rollstuhl angewiesen sind. Die MS bringt jedoch auch so genannte „unsichtbare Symptome“ mit sich Symptome, die Außenstehende nicht ohne weiteres beobachten können. Dazu gehören zum Beispiel psychische Beeinträchtigungen wie Depressionen und kognitive Einschränkungen oder auch Erschöpfung und Blasenstörungen.

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Wie wird die MS diagnostiziert?

Die meisten Patientinnen und Patienten erhalten die Diagnose durchschnittlich in einem Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Ein einfacher Labortest, um die Multiple Sklerose eindeutig nachzuweisen, existiert bislang nicht. Deshalb dauert es teilweise Wochen bis Jahre, bis Ärztinnen und Ärzte die Diagnose stellen. Dazu nutzen sie eine Kombination verschiedener Untersuchungen. Umso mehr Ergebnisse sie gesammelt haben, desto sicherer können sie das Krankheitsbild MS benennen.

Oft besuchen Menschen, die eine MS-Diagnose erhalten, vorher zahlreiche verschiedene Ärzte. Neben ausführlichen ärztlichen Gesprächen und körperlichen Untersuchungen gehören MRT- und Nervenwasseruntersuchungen zu den Routineverfahren. Bei der Nervenwasseruntersuchung entnimmt das medizinische Fachpersonal mit einer Nadel Flüssigkeit aus dem Rückenmarkskanal. Außerdem messen die Medizinerinnen und Mediziner mit Elektroden die Nervenleitfähigkeit und -geschwindigkeit. Mit all diesen Methoden können sie Einschränkungen und Entzündungsherde entdecken, erklärt die Deutsche MS Gesellschaft.

Wie ist der Verlauf der MS?

Am häufigsten verläuft die MS schubförmig. Die betroffenen Personen durchleben abwechselnd Phasen in guter Gesundheit und Zeiträume, so genannte Schübe, in denen sich ihre Beschwerden verschlechtern. Bei den meisten verschlimmern sich dann die Symptome im Laufe ihres Lebens schrittweise. Doch wie eine MS-Erkrankung verläuft, das kann man vorher nie sagen.

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Wie ist die Prognose? Endet die MS immer im Rollstuhl oder mit einem frühen Tod?

Ganz klar: nein. Bis zu 75 Prozent der Menschen, die an MS erkranken, brauchen nie einen Rollstuhl, heißt es im MDS Manual. Viele können über lange Zeit ein aktives Leben führen. Dennoch zeigen verschiedene Studien, dass die Betroffenen nach Jahrzehnten der Erkrankung in ihrer Lebensqualität eingeschränkt sind. Nach 25 Jahren kann etwa ein Drittel nicht mehr gehen, und zwei Drittel können nicht mehr arbeiten. Aber jede oder jeder Zehnte lebt laut den Autorinnen und Autoren von „Neurologie compact“ bis zum Lebensende ohne beziehungsweise nur mit einer geringen Behinderung. Allerdings sterben Menschen mit MS im Schnitt sechs Jahre früher, heißt es in einer Studie.

Was löst die Erkrankung aus?

Die Beschwerden der MS-Patientinnen und MS-Patienten entstehen, weil das Immunsystem das eigene Nervensystem angreift. Warum das passiert, ist bislang ungeklärt, heißt es bei der DMSG. Es gibt jedoch die Hypothese, dass Menschen, die unter MS leiden, sich zuvor mit dem EBV-Virus – auch Pfeiffisches Drüsenfieber genannt – infizierten. Eine solche Infektion könnte in manchen Fällen, die MS auslösen.

Darüber hinaus gibt es weitere Faktoren, die das Risiko erhöhen. Dazu zählen auch genetische Einflüsse. Die MS wird zwar nicht direkt vererbt, aber es gibt genetische Faktoren, die das Risiko erhöhen und von Eltern an ihre Kinder weitergegeben werden können. Umweltbedingungen können diese Neigung verstärken. Dabei spielt auch der Wohnort eine Rolle. Denn Menschen, die in tropischen Gebieten aufwachsen, erkranken weniger häufig. Außerdem haben Personen, die rauchen und übergewichtig sind, ein erhöhtes Risiko zu erkranken, so das MSD Manual.

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Wie wird die MS behandelt? Ist sie heilbar?

Heilbar ist die Multiple Sklerose bislang nicht. Aber es gibt verschiedene Therapien, die den Betroffenen eine bestmögliche Lebensqualität ermöglichen sollen. Um die Schübe zu verkürzen, erhalten die Patientinnen und Patienten in der Regel Steroide. Die meisten nehmen zusätzlich ein dauerhaftes Medikament ein, das die Nerven schützt, dadurch erleben sie weniger Schübe.

Einzelne Symptome wie Krämpfe, Depressionen oder Schmerzen behandeln die Medizinerinnen und Mediziner mit spezifischen Medikamenten. Vielen MS-Patientinnen und Patienten hilft eine zusätzliche, nichtmedikamentöse Therapie. Die Expertinnen und Experten der Behandlungsleitlinie empfehlen den Behandelnden Therapien wie Physio-, Ergo-, Psychotherapie und Logopädie zu nutzen. Wenn die Ärztinnen und Ärzte verschiedene Therapien kombinieren, können die Betroffenen mit weniger Beschwerden und Komplikationen leben, so die Leitlinie.

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