„Teetrinken heißt, den Lärm der Welt vergessen“ – es ist ein kleiner grüner Teelichthalter, auf dem dieser Spruch zu lesen ist. Der grüne Teelichthalter steht in der Kirchhainer Fußgängerzone im Laden „TeeZeit“ auf einem Tisch, rund herum dick gepolsterte dunkelbraune Clubsessel, die zum Verweilen einladen. Wer hier eintritt, der vergisst nicht nur den Lärm der Welt, der taucht ein in die ruhigen Weiten des Tees.
Und Tee hat Inhaberin Manuela Bromm-Gläser mehr als genug. Fast 300 verschiedene Sorten umfasst das Sortiment des liebevoll eingerichteten Ladens. „Im Sommer ist unser Eistee immer am gefragtesten“, berichtet sie und zeigt auf das kleine runde Regal. Auf mehreren Etagen stapeln sich die verschiedenen Eisteesorten von Zitrone-Cranberry bis hin zu Blutorange.
„Ich beziehe nur fertige Mischungen, die ich dann je nach Bedarf abfülle“, erläutert Bromm-Gläser. Den Tee selbst zu mischen, das mache sie nicht, „das ist für einen Laden in dieser Größe zu aufwendig“, ergänzt sie. Dafür kann man bei ihr aber die verschiedenen Sorten in der TeeLounge direkt probieren.
Eistee darf etwas länger ziehen
Eistee zum Beispiel. Hinter der kleinen Theke in der Ecke des Raumes kocht Bromm-Gläser eine Kanne Wasser auf, holt die Teemischung, füllt sie in einen Beutel und hängt sie in eine Kanne. „Ich nehme bei Eistee immer die doppelte Menge an getrocknetem Tee, damit der Geschmack intensiver wird“, betont die Inhaberin.
Mit dem kochenden Wasser übergießt sie anschließend den Tee und lässt ihn gut 15 Minuten ziehen. „Eistee darf ruhig ein bisschen länger ziehen, wenn es eine Früchte- oder Kräutermischung ist“, erklärt sie. Denn durch das Abkühlen verliere er wieder etwas an Aroma. Anschließend gibt sie Eiswürfel in die Kanne, damit der Tee schön kalt ist.
„Dann erfrischt er so richtig“, schwärmt die Teeliebhaberin. Manchmal füllt sie den Eistee selbst auch als Eiswürfel ab, um ihn beim nächsten Mal in den Aufguss zu geben, „für einen noch intensiveren Geschmack“. Je nach Sorte kann man den Eistee mit frischen Früchten garnieren, empfiehlt die Expertin, etwa Erdbeeren, Zitronen- oder Orangenscheiben.
Statt einer fertigen Tee-Mischung, so Bromm-Gläser, könne man auch Zitronenmelisse oder Pfefferminze als Grundlage für einen Eistee nutzen (siehe Kasten). „Das wächst ja gerade in vielen Gärten und schmeckt köstlich“, betont die Kirchhainerin.
Kirchhainer Geschäft besteht seit zehn Jahren
Zum Süßen des Tees nimmt Bromm-Gläser Holundersirup. „Natürlich geht auch Honig oder Zucker, aber ich finde, der Sirup gibt dem Ganzen noch mal so einen ganz eigenen Geschmack“, sagt sie. Auch Apfel- oder Kirschsaft eigneten sich gut, um dem Tee etwas mehr Süße zu geben.
Ihre Sorten – sowohl für den Laden TeeZeit als auch für das Marburger Teehaus – bezieht Bromm-Gläser aus einer Teemanufaktur in Hamburg. Einmal jährlich besucht sie diese und überzeugt sich von der Qualität der Sorten und Mischungen. Im Angebot hat die Kirchhainerin auch Bio-Tees. „Die werden immer mehr nachgefragt“, hat sie festgestellt. In Marburg allerdings mehr als in Kirchhain.
Das Kirchhainer Geschäft besteht mittlerweile seit fast zehn Jahren, das Teehaus in Marburg hat Bromm-Gläser vor drei Jahren übernommen. Die Palette an klassischen und aromatisierten Tees reicht dabei von schwarzen Tees aus Darjeeling, Assam, Ceylon (SriLanka), China sowie aus Russland, Afrika und Nepal über grüne Tees und Oolongs aus China, Formosa (Taiwan) und Japan sowie den Rotbusch- beziehungsweise Rooibos-Tees aus Südafrika, bis hin zu den sogenannten „teeähnlichen Erzeugnissen, sprich Früchte- und Kräutertees.
Neben Tee kann man in Kirchhain auch Porzellan, Zubehör für die Teezubereitung und kleine Geschenkartikel kaufen.
Und man kann natürlich in der Lounge sitzen, frisch gebackene Waffeln oder Cookies essen, eine Tasse Tee, einen Kaffee oder Chai trinken – und dabei den Lärm der Welt vergessen.
von Katharina Kaufmann-Hirsch
Die Fakten |
Teehistorie beginnt in China Erst während der Tang-Dynastie (618 bis 907) wurde Tee am Hof des Kaisers vermehrt als Genussmittel getrunken. Damit wurde das Getränk in die Oberschicht eingeführt. In der selben Zeit begannen auch Mönche in buddhistischen Klöstern, während ihrer Meditationen Tee zu trinken, um wach zu bleiben. Auch das weltweit erste Buch über Tee – das Chajing von Lu Yu – erschien in dieser Zeit. Zudem begann der Tee-Export nach Korea und Japan. Export nach Europa Die Niederländer brachten im Jahr 1610 per Schiff zum ersten Mal eine Ladung grünen Tee mit in ihre Heimat. Damit gelangte der erste Tee überhaupt nach Europa. Weil die Niederländische Ostindien-Kompanie das Monopol auf den Handel mit Asien hatte, aber keinen direkten Zugang zu China, führten sie den Tee aus China über die Insel Java ein. 1669 ging das Handelsmonopol an die Britische Ostindien-Kompanie (bis 1833). Der Seeweg von Asien nach England dauerte damals rund sechs bis neun Monate, was die Qualität des Tees verminderte, der in muffigen Laderäumen gelagert wurde. Auf dem Landweg brachte Wassili Storkow im Jahr 1618 erstmals Tee als Geschenk für den Zaren nach Russland. Sein Weg führte über die Mongolei. Ernte und Verbrauch |
Richtiges Trinken bei Hitze |
|