Im ersten Lockdown habe es nur wenige Austritte von Mitgliedern aus Sportvereinen gegeben, erklärt Peter Jacobi, Geschäftsführer des Sportkreises Marburg-Biedenkopf, im Gespräch mit der OP. Inzwischen sei das anders: „Zum Ende oder zu Beginn des Jahres ziehen viele Vereine die Beiträge ein. Das animiert offenbar viele Mitglieder, sich über den Nutzen ihrer Mitgliedschaft Gedanken zu machen.“ Und diesen Nutzen sehen offenbar einige nicht, da Pandemie-bedingt viele Angebote eingestellt werden mussten.
Die Entwicklung besorgt Jacobi, der appelliert, den Vereinen auch in der aktuellen schwierigen Zeit treu zu bleiben. Eine Initiative des Landessportbunds Hessen unterstützt der heimische Sportkreis: Mitglieder sollen ihre Beiträge befristet von der Steuer absetzen können. Vizepräsident Dr. Frank Wellter hat sich im Namen des Landessportbund-Präsidiums in einem Schreiben an den hessischen Finanzminister Michael Boddenberg gewandt..
„Unsere rund 7 600 hessischen Sportvereine haben wegen der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr mehr als 70 000 Mitglieder verloren“, wird Wellter in einer Mitteilung zitiert. „Wir befürchten, dass sich diese Entwicklung im laufenden Jahr fortsetzen wird.“ Die befristete steuerliche Absetzbarkeit von Beiträgen sei in diesem Zusammenhang „ein wichtiges Signal an die Vereinsmitglieder“, denn: „Unsere Vereine müssen ihre Leistungen für die Mitglieder jetzt schon im zweiten Jahr erheblich reduzieren oder ganz aussetzen. Dass die Bereitschaft der Mitglieder, für nicht erbrachte Angebote Beiträge zu bezahlen, irgendwann erlöschen wird, liegt auf der Hand.“ Es gehe darum, an die Zeit nach Corona zu denken: „Wenn unser Vereinssystem jetzt stirbt, wird es niemanden geben, der in gleichem Maße Angebote im Gesundheits- und Präventionsbereich, im Bereich der Inklusion und Integration, der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen oder des sozialen Miteinanders auch und gerade für ältere Menschen machen kann..“
Von Stefan Weisbrod