Verschlafen hatte keiner. Am frühen Mittwochmorgen entschwebten die Fußballstars des FC Bayern einmal mehr mit großen Vorsätzen und Zielen für das neue Jahr aus dem winterlichen München in den über 20 Grad warmen Wüstenstaat Katar. Doch die Beine durften Bastian Schweinsteiger & Co. nur noch für knappe sechs Stunden in den bequemen Business-Class-Sitzen ihres Charterflieger hochlegen.
Denn am Persischen Golf ist kein Sonnenbad am Strand angesagt, sondern eine Woche Schwitzen auf den perfekten Rasenplätzen der „Aspire Academy“. „Wir gehen nach Katar, um knallhart zu arbeiten, um anzugreifen in der Rückrunde“, erklärte Sportvorstand Matthias Sammer vor dem Abflug des Herbstmeisters.
Die Reiseklamotten waren entsprechend gewählt, selbst Trainer Jupp Heynckes checkte im Trainingsanzug ein, um gleich nach der Ankunft loslegen zu können. Schließlich darf trotz des großen Vorsprungs in der Bundesliga nicht geschludert werden, die Bayern wollen nach ihrem dritten Doha-Aufenthalt nicht wie 2011 und 2012 ein drittes Mal nacheinander ohne Trophäen dastehen.
„Dass wir hohe Ansprüche haben, ist klar. Und wenn wir unser Potenzial ausschöpfen, dann dürften wir am Ende Titel in der Hand haben“, sagte Schweinsteiger, der noch am Neujahrsabend seinem Ski fahrenden Kumpel Felix Neureuther begeistert bei dessen Weltcupsieg im Parallelslalom auf dem Münchner Olympiaberg zugeschaut hatte.
Die zweiwöchigen Weihnachtsferien haben die Bayern-Stars nach ihrer dominanten Hinrunde genossen. „Der kurze Urlaub tat gut. Wir haben Kraft getankt für die Rückrunde“, erklärte Nationaltorhüter Manuel Neuer. „Jetzt machen wir ein vernünftiges Trainingslager - und dann geht's weiter“, kündigte Teamkollege Toni Kroos an.
Die idealen Voraussetzungen im Land des WM-Gastgebers von 2022 seien jedoch keine Garantie für Erfolge, sagte Sammer, der auch am ersten Arbeitstag des Jahres gleich wieder in seine Paraderolle des Mahners und Antreibers schlüpfte: „Ich lese immer, in die Sonne, prima und toll. Aber Bedingungen holen keine Titel!“
Zwei Übungseinheiten will Heynckes pro Tag durchführen. Dazu sind zwei Testspiele an diesem Samstag gegen den katarischen Meister Lekhwiya Sports Club sowie am kommenden Dienstag gegen Schalke 04 vorgesehen. Konkrete Ziele für die dreifache Titelmission 2013 mochte der ehrgeizige Sportvorstand Sammer (noch) nicht formulieren: „Wir müssen zum jetzigen Zeitpunkt nicht reden, wir müssen arbeiten!“
Zumindest die 23. deutsche Meisterschaft scheint bei neun Punkten Vorsprung auf den Tabellenzweiten Bayer Leverkusen programmiert. „Wir müssen konzentriert weiterspielen, dann wird es schwer, uns aufzuhalten“, erklärte Kapitän Philipp Lahm. Im Urlaub hatte man zudem mit dem FC Arsenal im Champions-League-Achtelfinale und Titelverteidiger Borussia Dortmund im DFB-Pokal-Viertelfinale „interessante Lose bekommen“, wie Lahm kommentierte.
Die Aussicht auf große Fußball-Abende 2013 wirkte schon beim Start ins Winter-Camp stimulierend. „Arsenal ist ein attraktiver Gegner. Wir freuen uns natürlich auf Poldi und Per Mertesecker. Und Dortmund wird ein Duell der Giganten“, erklärte Torwart Neuer. „Die Freude auf den Fußball ist schon wieder da“, bemerkte auch Schweinsteiger. Nach den großen Enttäuschungen 2012 mochte der Mittelfeldspieler jedoch noch nicht über Arsenal, Dortmund und mögliche Trophäen reden: „Man steht immer hier im Januar und sagt, man will Titel gewinnen. Aber im Endeffekt passiert das erst im Mai.“ Das erste wichtige Datum im neuen Jahr sei der 19. Januar: „Da spielen wir gegen Greuther Fürth.“
dpa