Die Talsohle sei aber durchschritten: „Die Aufgabe besteht jetzt darin, von einem von Konjunkturprogrammen gestützten zu einem selbsttragenden Wachstum zu kommen.“
Der BDI hält in Deutschland dauerhaft ein Wachstum von 2 Prozent für möglich. Das sei gleichbedeutend mit rund 46 Milliarden Euro zusätzlicher Wertschöpfung, ungefähr 12 Milliarden Euro an zusätzlichen Steuereinnahmen und etwa 120.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen pro Jahr.
Der BDI-Präsident machte sich für eine neue Balance zwischen Haushaltskonsolidierung, Entlastung und Zukunftsinvestitionen stark. „Unsere Botschaft an die Politik lautet: Wir brauchen eine nachhaltige Wachstumspolitik, die das Industrieland Deutschland stärkt“, sagte Keitel.
Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) erklärte sich mit dem Ziel einig – er mahnte jedoch eine „Exit-Strategie“ für die milliardenschweren staatlichen Hilfsprogramme an: „Wir müssen raus aus der schuldenfinanzierten Konjunkturpolitik.“ Es werde wieder Zeit für ein „faires Spiel der Kräfte, allerdings mit einer besseren Ordnung“.
Nach Einschätzung des Direktors des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, sind die Unternehmen vor allem dank des entschlossenen Eingreifens der Politik glimpflich durch die Krise gekommen. Die Regierungen rund um den Globus hätten angesichts der „extremen Misstrauensepidemie“ konsistent und schnell reagiert. So sei es lediglich zu einer Wachstumspause gekommen, aber nicht zu eine „Strukturbruch“. Nach wie vor stecke die Konjunktur in einem tiefen Tal, „die Unternehmen können jedoch die andere Talseite bereits wieder erkennen“.
Unerwartet robust hat offenbar der Maschinenbau die massiven Auftragseinbrüche des vergangenen Jahres überstanden. Zu Beginn der Krise habe man mit einem Verlust von 60.000 Arbeitsplätzen gerechnet, sagte der Präsident des Branchenverbandes VDMA, Manfred Wittenstein. Bis Ende 2009 seien dann aber nur 34.000 Stellen weggefallen. Wittenstein führt das auch darauf zurück, dass viele Unternehmen Angst davor haben, ihre Know-how-Träger zu verlieren: „Wir beschäftigen die meisten Ingenieure in Deutschland.“ Das Kurzarbeitergeld habe die Lage zusätzlich stabilisiert. „Es hat sich gelohnt durchzuhalten und nicht den Kopf in den Sand zu stecken“, sagte Wittenstein.
Selbst im Not leidenden Finanzsektor keimt inzwischen vorsichtiger Optimismus. Die Nachfrage nach Krediten sei zwar noch relativ begrenzt, sagte Commerzbank-Chef Martin Blessing. Aber die befürchtete Kreditklemme könne er nicht erkennen. Das gleiche gelte für einen deutlich erhöhten Abschreibungsbedarf im deutschen Mittelstand. „Es gibt keinen Wertberichtungstsunami“, sagte Blessing. Für die Industrie sei die aktuelle Krise offenbar nicht dramatischer als andere Konjunkturdellen.