Der Zugverkehr nach Ersatzfahrplänen sei am Morgen "stabil angelaufen", teilte die Bahn in Berlin mit. Demnach fuhren im Fernverkehr etwa ein Drittel der Züge und im Regionalverkehr zwei Drittel. Besonders vom Streik betroffen seien die ostdeutschen Bundesländer und der Güterverkehr. Als Schwerpunkte des Streiks nannte die Bahn Berlin, Halle, Frankfurt am Main und Mannheim.
Im Raum Halle, Leipzig und Dresden fuhren nach Bahn-Angaben am frühen Morgen nur 15 Prozent der Regionalzüge. Später sagte ein Bahnsprecher, es könnten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen etliche Züge mehr fahren als geplant, weil mehr Lokführer zur Arbeit erschienen seien als erwartet. Anders als im Westen der Republik gibt es im Osten unter den Lokführern fast keine Beamte, die nicht streiken dürfen.
Union fordert Zwangsschlichtung
Auch die S-Bahnen waren stark beeinträchtigt. In Hamburg fuhren sie auf den Stammlinien im 20-Minuten-Takt. In Berlin wurde etwa die Hälfte der Linien ebenfalls im Abstand von 20 Minuten bedient.
Der fast sechstägige Streik ist der achte im derzeitigen Tarifkonflikt und der längste bei der Deutschen Bahn seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 1994. Vor diesem Hintergrund forderten mehrere Unionspolitiker eine Zwangsschlichtung.
Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Michael Fuchs (CDU), sprach sich für die Einführung eines gesetzlichen Schlichtungsverfahrens im Bahn- und Luftverkehr aus. "Bevor gestreikt wird, sollen die Parteien miteinander reden - wie erwachsene Menschen", sagte er der "Bild"-Zeitung (Dienstag).
Vorschlag für eine Moderation
Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky hatte am Montagabend erneut die von der Bahn vorgeschlagene Schlichtung abgelehnt. Es gehe um grundgesetzlich geschützte Rechte der GDL-Mitglieder, sagte er im ZDF. "Wir lassen nicht über Grundrechte schlichten."
Der Fahrgastverband Pro Bahn regte statt einer Schlichtung mit Schlichterspruch an, einen Moderator einzuschalten. Bei einer Moderation gehe es erst mal darum, die Fähigkeit herzustellen, miteinander zu sprechen, sagte der Ehrenvorsitzende von Pro Bahn, Karl-Peter Naumann, der "Rheinischen Post" (Dienstag). "Als Moderator könnten wir uns den früheren Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche, Bischof Wolfgang Huber, vorstellen."
ADAC registriert mehr Staus
Pendler müssen aufgrund des Lokführerstreiks gerade in den Ballungsräumen mit mehr Staus rechnen. Zu den Stoßzeiten morgens und nachmittags könne die Fahrt zur Arbeit deutlich länger dauern als gewöhnlich, sagte eine Sprecherin des ADAC am Dienstag in München. "Wer keine Alternative zum Auto hat, steht fast zwangsläufig im Stau." Eine genau Zahl und Länge der Staus anzugeben, sei aber nicht möglich. "Das ändert sich minütlich", sagte die Sprecherin.
dpa