Die Älteren sind in den Parteien in der Mehrheit, die Wähler werden immer älter, und die Jüngeren gehen immer seltener zur Wahl. Da pfeift man schon einmal auf die Generationengerechtigkeit – schließlich handelt man ja im Auftrag der großen Mehrheit der Wähler. Glauben die Entscheider in Berlin jedenfalls. Eine neue Studie könnte sie zum Umdenken bewegen.
Die Älteren denken keineswegs nur an sich selbst. Sie sind vielmehr zukunftsorientierter als jüngere Wähler, fanden die Bertelsmann Stiftung und das Rheingold Institut in einer lang angelegten Untersuchung heraus. Das Ergebnis liest sich wie ein Plädoyer für den Wert von Alter und Erfahrung.
„Nicht die viel diskutierte Rentnerdemokratie, sondern die kurzfristigen politischen Entscheidungen der jüngeren Generation stellen die Langfristorientierung der Demokratie vor eine Herausforderung“, sagt Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Die Studienautoren nennen die Jüngeren die Generation „Wahl-O-Mat“ – nach einem Instrument im Internet, das bei der Orientierung in der Angebotsvielfalt der Parteien hilft. Die 19- bis 32-Jährigen, so die Studie, entscheiden themenspezifisch, situativ – und tendenziell egoistisch. Ältere Wähler dagegen nehmen eher eine langfristige Perspektive ein, weil sie „wegen ihrer politischen Sozialisation stabiler in einer politischen Weltanschauung verankert sind“. Und die hat bei der Entscheidungsfindung Vorrang vor gegenwärtigen individuellen Bedürfnissen.
Vieles, so fanden die Autoren der Studie heraus, ändere sich schon allein dadurch, dass man selbst ein Kind bekommt: Von der Politik wird dann erwartet, „dass sie sich um die Lösung langfristiger Probleme kümmert. Bürger fühlen sich unwohl, wenn Parteien und Regierungen nur auf tagesaktuelle Probleme zu reagieren scheinen und keine Zukunftsvisionen vermitteln.“ Als Ausrede taugt der Hinweis auf die Rentnerdemokratie jedenfalls nicht mehr.