Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein normales Foto der brasilianischen "Vogue", mit paralympischen Teilnehmern. Auf den zweiten Blick erkennt man: Es handelt sich nicht um Teilnehmer, sondern um Models, denen auf den Bildern die Gliedmaßen per Retusche entfernt worden sind. Der rechte Arm fehlt Model Cleo Pires, ihr Kollege Paulo Vilhena steht, statt auf zwei Beinen nur auf dem Linken. Am rechten Bein trägt er eine Protese. So wirbt die brasilianische Modezeitschrift "Vouge" für die Paralympics, die in wenigen Tagen in Brasilien beginnen. Doch bei den beiden handelt es sich nicht etwa um Teilnehmer der Sportveranstaltung, sondern um professionelle Models. "Vogue" veröffentlichte die Bilder von dem Fotoshooting vor wenigen Tagen auf seiner Instagram-Seite und schrieb dazu: "Wir sind alle Paralympics-Teilnehmer".
"Vogue" macht Models zu Behinderten
Der fehlende Arm und die Beinprotese sind den Models von den Teilnehmern Renate Leite und Bruna Alexandre per Photoshop retuschiert worden, die beim Fototermin anwesend waren.
Warum die Zeitschrift, statt auf echte Teilnehmer lieber auf Modells setzte, stößt bei Behindertenverbänden auf Kritik. Richard Lane, Sprecher der britischen Hilfsorganisation Scope, sagte gegenüber der britischen "Huffington Post": "Es ist schwer zu verstehen, warum Vogue die Notwenigkeit sah, nicht-behinderte Models für eine Paralympics-Kampane zu nehmen." Er sagte außerdem, dass Magazin habe die Gegelenheit verpasst, die Teilnehmer der Paralympics als gleichwertige Sportler zu präsentieren.
Retusche sorgt im Netz für Kritik
Die Instagram-Follower der "Vouge" machen ihrem Unverständnis unter dem Posting Luft. So kommentierten Nutzer das Bild mit "Hässlich, falsch, unhöflich." Ein anderer nennt die Kampagne "lächerlich und respektlos". "Warum habt ihr keine echten Teilnehmer genommen?", fragt ein Dritter.
Ein Sprecher der Zeitschrift sagte gegenüber der Huffington Post, dass die Idee nicht von der Vogue selber, sondern von einer PR-Agentur erdacht worden sei. "Die Vogue respektiert die Meinungen von Lesern, die mit der Kampange nicht einverstanden sind." Selbstverständlich werde die "Vogue" die Paralympiks und deren Teilnehmer weiter unterstützen.
RND/kul