In einem Interview der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ sagte der Geistliche laut Vorabmeldung: „Wir werden grundsätzlich infrage gestellt.“ Sein Essener Amtskollege Franz-Josef Overbeck räumte Versäumnisse der Kirche mit Missbrauchsopfern ein.
Bode sagte, in dieser Situation falle es ihm schwer, an Ostern zu predigen. Dennoch sei es wichtig, Ostern zu feiern, „um eine neue Perspektive zu gewinnen“. Nun müsse sich die Kirche darum bemühen, das verlorene Vertrauen so gut wie möglich wieder aufzubauen. Alle Christen sollten ein glaubwürdiges Leben in den Kirchengemeinden führen. Er hoffe, dass die Kirche aus der Krise „geläuterter und ehrlicher hervorgeht und ihre Beziehung zu den Menschen neu bedenkt“. Nach Bodes Worten wäre es eine gefährliche Folge etwa für die Jugendarbeit, wenn die gesunden Beziehungen zu den Menschen verloren gingen.
Der Bischof erklärte, es gebe eine große Verunsicherung bei Eltern, aber auch bei Priestern und kirchlichen Mitarbeitern. „Die Missbrauchsfälle aufzuarbeiten, wird Zeit kosten und Schmerzen bereiten“, sagte der Bischof. „Das kann auch nicht in wenigen Wochen erledigt sein.“ Er könne nicht ausschließen, dass auch im Bistum Osnabrück weitere Fälle ans Tageslicht kämen. Er räumte zudem ein, dass früher zu oft die Täter und das Ansehen der Kirche im Blick gewesen seien und zu wenig die Opfer.
„Man hat den Kindern nicht geglaubt“
Ähnlich äußerte sein Kollege Overbeck. Die Kirche habe zu wenig auf die Opfer geschaut, sagte er der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“. „Man hat den Kindern nicht geglaubt, wenn sie von Missbrauch erzählten. Vielmehr hat man oft gesagt: Das tut ein Geistlicher nicht. Da ist man heute wesentlich sensibler, Gott sei Dank.“
Die Kirche mache gerade eine Zeit der Reinigung durch. Die Bischöfe müssten lernen, mit den Missbrauchsvorwürfen transparent umzugehen. „Das war nicht immer der Fall.“ Inzwischen habe sich diese jedoch geändert. Overbeck distanzierte sich von jenen, die die sexuelle Revolution der 68er-Generation für den Missbrauch durch Priester mitverantwortlich machen. „Ich vertrete diese These nicht“, sagte er. „Missbrauch ist ein Phänomen, das zu allen Zeiten vorgekommen ist.“
Der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, geht unterdessen davon, dass auch in protestantischen Gemeinden weitere Missbrauchsfälle bekanntwerden. „Ich gehe davon aus, dass noch einiges an die Öffentlichkeit kommt“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“. Immer mehr Opfer trauten sich, ihre Geschichte zu erzählen und ihr Leid zu offenbaren. „Wir machen den Menschen Mut dazu.“ Dabei gehe es um „schwarze Pädagogik“, Gewalt, aber sexuellen Missbrauch.
ap