James Bond kehrt zurück ins Kino: Ein Interview über nackte Haut – und seine Zukunft als Spion.
Mr. Craig, war das jetzt tatsächlich Ihr letzter Bond-Film? Sie werden überall mit dieser Aussage zitiert.
Das würde ich gern gleich mal klarstellen. Zwei Tage nach Ende der Dreharbeiten bin ich gefragt worden, ob ich weitermachen will. Und wenn Sie meine Antwort genau lesen, dann habe ich gesagt: In diesem Augenblick würde ich mir eher die Pulsadern aufschneiden, als noch mal die Rolle zu übernehmen. Diese Formulierung gibt mir durchaus das Recht, meine Meinung noch mal zu ändern.
Bond ist inzwischen von einem neuen Team umgeben. Alle sind an Ihrem Platz: Es gibt einen neuen Chef M, eine neue Miss Moneypenny, einen neuen Waffenmeister Q. Wohin soll Bonds Reise gehen?
In diesen Filmen ist für vieles Platz. Solange James Bond nur sich selbst treu bleibt, ist alles möglich. Das hier ist kein Ibsen-Stück, das ist ein Bond-Film, auch wenn wir uns viel mit seiner Psyche beschäftigt haben. Aber der Geheimagent Bond verdient sein Geld immer noch damit, Leute umzubringen.
Wie wäre es denn mit einem Remake?
Wollen Sie das wirklich? Dazu hätte ich keine Lust, das ist vorbei. Lassen Sie diese großen Filme so, wie sie sind.
Sie werden bei „Spectre“ nicht nur als Hauptdarsteller, sondern auch als Koproduzent geführt. Wollen Sie Ihre spätere Rente sichern?
Nein, es geht dabei nicht ums Geld, allein um die kreative Mitsprache. Als ich vor zehn Jahren mit Bond anfing, habe ich auf die Schwierigkeiten hingewiesen und gesagt: Wenn ich bei der Figur mitreden kann und tiefere Einblicke in ihre Entstehung bekomme, kann ich meinen Job besser machen. Die Produzenten waren von Anfang an so großzügig – und jetzt waren sie noch großzügiger und haben das im Abspann vermerkt.
Wie weit ging Ihr Mitspracherecht?
Manches fließt in den Film ein, manches nicht. Da sitzt ein sehr kreatives Team bei vielen Treffen zusammen. Aber glauben Sie bitte nicht, dass die einzige Sache, für die ich mich wirklich interessiert habe, die Bond-Girls waren.
Apropos: Sie selbst zeigen in „Spectre nur sehr wenig nackte Haut. Warum so schüchtern?
Ich habe in der Zwischenzeit so zugenommen. Nein, mal ehrlich: Meine Haut habe ich doch schon in den ersten drei Filmen präsentiert. Schauen Sie sich doch einfach die alten Filme an. Da ist genug nackte Haut drin.
In Ihrem Film geht es auch um Datenspionage. Ist Edward Snowden ein Held?
Lassen Sie es mich so sagen: Was er getan hat, hat eine dringend notwendige Debatte ausgelöst. Ohne ihn wäre dieses Thema nicht nach oben auf die Agenda gerückt. Er wusste, was das alles für sein Leben bedeuten würde. Das war eine heroische Tat.
Was ist das Schwierigste, wenn Sie in die Bond-Rolle schlüpfen?
Das Küssen ist schrecklich – nein, nein, das war ein Witz. Es gibt nichts wirklich Schreckliches an diesem Job. Ich liebe diese Arbeit – mit den Frauen, mit den Autos, mit diesem Team. Es ist einfach aufregend, James Bond zu sein.
Haben Sie ein ähnliches Faible wie Bond für luxuriöse Sachen?
Ich mag schöne Dinge, schon weil mein Großvater ein Schneider war, und wir viel über Stoffe geredet haben. In meiner Zeit vor Bond musste ich solche Dinge aber aus der Ferne lieben.
Zur Person
Daniel Craig kann mehr als James Bond. Aber den kann er besonders gut: Nun hat der 47-jährige Brite das neue Agentenabenteuer „Spectre“ (deutscher Kinostart: 5. November) in Berlin vorgestellt. Auch schon lange vor seinem nunmehr vierten Film der Reihe war Craig der Kinowelt ein Begriff: Der Sohn eines Stahlarbeiters und einer aus Berlin stammenden Musiklehrerin besuchte in London die renommierte Guildhall School of Music and Drama. In den Neunzigern stand er an der Seite von Heike Makatsch in „Obsession“ vor der Kamera. Der Durchbruch kam mit „Lara Croft: Tomb Raider“ 2001. Da war er der Lover von Angelina Jolie, die ihn den „besten Film-Küsser“ nannte. Weitere Höhepunkte seiner Karriere: „Road to Perdition“ – da lernte er seinen Bond-Regisseur Sam Mendes kennen – und Steven Spielbergs Thriller „München“ über das Olympia-Massaker 1972, in dem er einen Mossad-Agenten spielte. In „Casino Royale“ gab Craig 2006 sein Bond-Debüt. Sein Vertrag geht über fünf Bond-Filme.
Sie fahren in diesem Film einen Oldtimer wie den Aston Martin DB 5 und den neuen DB 10. Welches Auto bevorzugen Sie?
An einem kalten Morgen? Einen DB 10. Der springt garantiert an. Aber der DB 5 ist wunderschön.
Passiert es Ihnen, dass Leute auf der Straße Sie mit James Bond ansprechen?
Ja, das passiert dauernd. Eine unangenehme Sache. Daniel ... Bond.
Früher oder später müssen Sie diese Rolle abgeben. Glauben Sie, dass Sie die Figur Bond je wieder loswerden?
Warum sollte ich? Ich bin stolz auf die Filme. Sie sind Teil meines Lebens. Ich könnte nicht glücklicher mit Bond sein.
Wer soll dann übernehmen? Im Gespräch sind ein schwarzer Bond, ein schwuler Bond, ein weiblicher Bond.
Macht, was ihr wollt. Das ist ein Film. Wenn es sich so anfühlt, als wäre es das Richtige, dann bitte.