Der Luftraum solle nur noch dort geschlossen bleiben, wo eine bestimmte Konzentration an Asche überschritten wird, sagte EU-Verkehrskommissar Siim Kallas am Montagabend in Brüssel: „Von morgen früh an werden mehr Flugzeuge in der Luft sein.“ Das Gebiet, in dem in Europa geflogen werden dürfe, sei dann weitaus größer als bisher. Entscheidungen wollen die Experten am Morgen treffen. Die Deutsche Flugsicherung verlängerte die generelle Sperrung des deutschen Flugraums allerdings bis Dienstag um 14 Uhr.
Bereits am Montag war trotz des generellen Flugverbots wieder Bewegung am Himmel: Verschiedene Fluggesellschaften nutzten eine Ausnahmegenehmigung und flogen ihre Passagiere per Sichtflug auf 3000 Metern Höhe.
Am Montagabend um 23.17 Uhr landete die erste Maschine der TuiFly aus dem türkischen Antalya mit 189 Passagieren aus dem gesamten Bundesgebiet in Hannover. Fluggäste berichteten von großem Chaos: Ursprünglich habe der Flug in Wien landen sollen, am Flughafen Antalya sei vom Ziel München die Rede gewesen und erst während des Fluges sei bekannt gegeben worden, dass es nach Hannover gehe. In Hannover waren die Fluggäste dann sich selbst überlassen. Ratlos belagerten viele das Service-Center des Flughafens und fragten nach freien Hotelzimmern. Heinz Frosch aus Stuttgart war entsprechend sauer: „Wir haben keine Ahnung, was wir jetzt machen sollen. Wir gehen hier auf die Barrikaden.“ Der Reiseveranstalter Tui hatte am Montagabend 16 Flugzeuge starten lassen; die Lufthansa will in den nächsten Tagen 15 000 Passagiere aus Übersee nach Hause holen, Air Berlin gab an, bereits 15 000 Passagiere befördert zu haben.
Der Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit, Jörg Handwerg, kritisierte gegenüber dieser Zeitung, dass die Airlines mit dem Sichtflug ein Schlupfloch gefunden hätten. „Wenn eine Fluggesellschaft ihre Piloten dazu zwingt, trotz der drohenden Gefahren zu fliegen, ist das nicht akzeptabel“, sagte Handwerg.
Ein Messflugzeug des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt untersucht seit Montag die Vulkanaschewolke. Von den Ergebnissen hängt ab, wann der Luftraum generell wieder für den Flugverkehr geöffnet wird.
Unzufrieden mit dem Krisenmanagement äußerten sich Verkehrspolitiker von SPD und FDP. „In der Bundesregierung geht es in dieser Frage drunter und drüber“, kritisierte SPD-Verkehrsexperte Uwe Beckmeyer dieser Zeitung.
Thorsten Fuchs , Dirk Schmaler, Patrick Hoffmann und Ralf Volke