Es ist Sonntag kurz vor 18 Uhr. In wenigen Minuten schließen in Bad Münstereifel (Nordrhein-Westfalen) die Wahllokale. Mit Spannung warten im Rathaus die Kommunalpolitiker auf die Ergebnisse. Der SPD-Politiker Werner Esser steuert auf einen klaren Sieg im Rennen um das Bürgermeisteramt zu. Bis zu seinem Triumph sind es nur noch wenige Minuten. Doch plötzlich bricht der 57-Jährige zusammen. Verdacht auf Herzinfarkt. Mitstreiter versuchen ihn wiederzubeleben. Esser stirbt am Wahlabend auf der Intensivstation einer Klinik.
"Der Abend war wahnsinnig aufregend für ihn", erzählt der SPD-Landtagsabgeordnete Bernhard von Grünberg. Eddy Daniel von der Unabhängigen Wählervereinigung schilderte dem "Kölner Stadt-Anzeiger" die dramatischen Minuten: "Rainer Waasem (SPD) und ich haben abwechselnd versucht, ihn durch Mund-zu-Mund-Beatmung wiederzubeleben, bis der Notarzt eintraf." Mitbewerberin Sabine Preiser-Marian (CDU) erklärte der Zeitung: "Als ich die Nachricht bekommen habe, habe ich erst einmal hemmungslos losgeheult". Die SPD veröffentlichte auf Facebook eine Trauer-Anzeige.
Im Wahlkampf hatte der SPD-Politiker einen prominenten Unterstützer: den Schlagersänger Heino, der im Wahlort Bad Münstereifel wohnt. "Ich habe die Nachricht gestern um halb Elf von seiner Familie erfahren und war geschockt", sagt der 76-Jährige. "Er hatte gute Argumente und hätte die Stadt aus ihrem Dornröschenschlaf wecken können." Vor seiner Kandidatur war Esser an den Promi herangetreten. "Er war mir sympathisch, ich hatte das Gefühl: Das harmoniert", sagt der Sänger. Die Wahlkampf-Unterstützung beschränkte sich dann aber auf ein Foto bei Facebook, auf dem Esser mit Heino vor einem Hauseingang posiert.
Von David Fischer und Sarina Zink