Vor einem Jahr wird im Klosterwald im Kreis Nienburg die Leiche einer jungen Frau gefunden. Neun Tage zuvor, am 12. September 2015 hatten Angehörige die 23-Jährige als vermisst gemeldet. Schnell war klar, dass die Frau gewaltsam ums Leben kam. Doch die Suche nach dem Täter blieb monatelang erfolglos. Hinweise aus einer Klinik, denen zunächst von den Ermittlern nicht nachgegangen wurden, brachten dann im April dieses Jahres den Durchbruch: Bei einem unbegleiteten Freigang soll ein Patient des sogenannten Maßregelvollzugs in Rehburg-Loccum die 23-Jährige umgebracht haben. Am Mittwoch beginnt vor dem Landgericht Verden der Mordprozess gegen den 48-Jährigen.
Die Empörung über den Fall reichte bis in den niedersächsischen Landtag. Pannen bei den Ermittlungen brachten die Landesregierung in Erklärungsnot. Innenminister Boris Pistorius (SPD) und Landespolizeipräsident Uwe Binias entschuldigten sich öffentlich. Es habe sich ausschließlich um Kommunikationsprobleme gehandelt, nicht um fachliche Fehler, räumte das Innenministerium ein. So war beispielsweise ein Zettel als "untersucht" abgelegt worden, ohne auf DNA-Spuren untersucht worden zu sein. Die DNA stammt vom Angeklagten.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 48-Jährigen vor, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs oder aus sonstigen niedrigen Beweggründen einen Menschen getötet zu haben. Er soll die junge Frau überfallartig gepackt und zu dem Zeitpunkt die Absicht gehabt haben, sie zu vergewaltigen, danach zu töten und ihre persönlichen Gegenstände zu entsorgen.
Der Mann war im Januar 2012 vom Landgericht Aurich wegen Vergewaltigung in zwei Fällen zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und zehn Monaten verurteilt worden. Das Gericht ordnete Sicherungsverwahrung und die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt an. Seit Januar 2013 war der Mann im Fachkrankenhaus für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie in Rehburg-Loccum im Maßregelvollzug. Am Tattag wurde ihm ein achtstündiger unbegleiteter Ausgang gewährt. Für den Prozess sind zunächst bis Ende Januar 2017 weitere 18 Verhandlungstage anberaumt.
lni