Alle laufen sie herum, als hätte der New Yorker Regisseur David O. Russell die Lieblingsdarsteller seiner Oscar-Filme „The Fighter“ und „Silver Linings“ in einem gigantischen Verkleidungsfundus aus den Siebzigern und Achtzigern stöbern lassen. Arbeitsauftrag: die schrillsten Klamotten ergattern und sich dabei ruhig lächerlich machen. Bereitwillig trug seine Crew Hemden mit riesigen Kragen, Schlaghosen und fürchterlich hässlichen Krawatten zusammen.
Das komischste Kostüm wurde allerdings an eine Nebenfigur vergeben: Ein falscher Scheich in FBI-Diensten läuft hier auch herum. Einzig Robert De Niro spielt auf diesem Laufsteg der Eitelkeiten, was er immer mal wieder spielt – einen Mafioso, die gefürchtete rechte Hand von Meyer Lansky.
Und wofür präsentieren sich alle wie beim Dauerfasching? Um zu betrügen, reich zu werden, andere über den Tisch zu ziehen. Gewissermaßen handelt es sich hier um wandelnde Billigausgaben der Aktienbroker in „The Wolf of Wall Street“. Viele führen große Worte über die Wahrheit im Mund, aber allen geht es zuerst darum, die eigene Gier zu befriedigen – sei es die nach Geld oder nach Ruhm. Der (Selbst-)Betrug ist die oberste Antriebskraft, macht die Protagonisten aber seltsamerweise auch sympathisch – obwohl ihr Schuldbewusstsein, sagen wir mal, nur sehr bedingt ausgeprägt ist.
Der Clou an dieser mit drei Golden Globes und zehn Oscar-Nominierungen überhäuften Kriminette: Sie gründet auf einer wahren Geschichte. Das FBI setzte einst ein Betrügerpärchen unter Druck, um ranghohe Politiker der Korruption zu überführen.
Bislang waren Waschsalon-Besitzer Irving Rosenfeld (Bale) und seine Geliebte Sydney (Adams) aufs Dealen mit gefälschter Kunst spezialisiert, nun sollen sie dem übereifrigen FBI-Ermittler Richie DiMaso (Cooper) zum großen Karrieresprung verhelfen. In der Wirklichkeit firmierte die Idee unter dem Tarnnamen Abscam und brachte tatsächlich Senatoren, Abgeordnete des US-Repräsentantenhauses und den Bürgermeister von Camden in New Jersey (hier gespielt von Jeremy Renner) hinter Gitter.
Auf die Geschichte kommt es gar nicht wirklich an. Was zählt, sind die Schauwerte. Zum wahren Vergnügen wird die Geschichte, als den Hochstaplern ihre gar nicht so genialen Pläne über den Kopf zu wachsen drohen. „American Hustle“ zeigt, dass Hollywood mehr kann, als Blockbuster in Serie zu produzieren.
Kinostart: 13. Februar