Früher war alles besser, davon ist der im Film namenlose Alte (Antti Litja) felsenfest überzeugt. Früher baute der Mann ein Haus, die Frau kümmerte sich um die Kinder, die Banker waren ehrliche Menschen, und Autos hielten ewig. Doch die Zeiten haben sich geändert. Heute besucht der Alte regelmäßig seine schwer an Demenz erkrankte Frau im Heim, sein geliebter roter Ford Escort streikt, die Arbeit auf dem Feld irgendwo in Nordfinnland fällt ihm immer schwerer. Dann stürzt er, kann kaum mehr gehen und muss zur Behandlung in die große Stadt, nach Helsinki.
Modernes Leben macht dem Alten die Laune schlecht
Dort kommt er notgedrungen bei der Familie seines Sohnes (Iikka Forss) unter und erlebt einen Kulturschock: Sein Sohn entpuppt sich aus seiner Sicht als Weichei, dessen Frau (Maria Perankoski) verdient das Geld und fährt Auto. Mit Handys, Mikrowelle und anderem modernen Zeug kann er nicht umgehen. All das macht ihm schlechte Laune, die er die Menschen in seiner Nähe spüren lässt. Die sture Haltung des Griesgrams bringt die Familie seines Sohnes mächtig durcheinander. Seine ständigen fürchterlich antiquierten Belehrungen kann bald keiner mehr hören.
Von der Konfrontation zweier Welten erzählt Dome Karukoskis Tragikomödie „Kaffee mit Milch und Stress“. Der Film schlägt derbe Töne an, ist aber auch melancholisch. Das gilt besonders für den letzten Teil, in dem der Alte und seine Kinder beginnen, sich gegenseitig zu respektieren. Richtig schön sentimental ist der Schluss dieses finnischen Films, der in seiner Heimat ein großer Publikumserfolg war und gut in die weihnachtliche Zeit passt.
Von Ernst Corinth / RND
Der Artikel "Früher war’s besser – „Kaffee mit Milch und Stress“" stammt von unserem Partner, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.