Ehringhaus, die nach der Sicherstellung die Werke selbst besichtigt hat, sagte der „Augsburger Allgemeinen“ (Mittwoch): „Die Bilder gehören Gurlitt, die Sammlung muss so schnell wie möglich an ihn zurückgegeben werden - und zwar komplett.“ Das Vorgehen der Augsburger Staatsanwaltschaft bezeichnete sie als “äußerst fragwürdig“.
Nach ihren Angaben hatten die Ermittler sie vor eineinhalb Jahren um die Begutachtung der Sammlung des Münchners gebeten. „Da ich Spezialistin für das 19. Jahrhundert bin, hat man mich gefragt“, sagte Ehringhaus der Zeitung. „Es musste alles ganz schnell gehen, wir hatten nur zwei Tage Zeit, die Sammlung zu sichten.“ Die Qualität und der Umfang des Konvoluts seien außergewöhnlich, der Zustand der Bilder sei für eine Privatsammlung sehr gut.
Nach Ansicht der Berliner Kunstexpertin gab es keine juristische Grundlage, dem 80 Jahre alten Erben seine rund 1400 Werke umfassende Sammlung aufgrund eines vermuteten Steuerdelikts wegzunehmen. „Was der Vater Hildebrand Gurlitt getan oder nicht getan hat, ist die eine Sache, aber Sippenhaft ist glücklicherweise abgeschafft“, sagte sie zu dem Verdacht, die Bilder könnten teilweise Nazi-Raubkunst sein. Der Staat habe einen Fehler begangen, den er wieder gutmachen sollte, meinte Ehringhaus. „Gleichzeitig muss er für den Schutz des Mannes sorgen, dessen Leben völlig aus den Fugen geraten ist.“
dpa