Autoritär für Deutschland statt Alternative für Deutschland? Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Marburger Erziehungswissenschaftsprofessors Benno Hafeneger. In dem Buch „Die AfD und die Jugend.
Wie die Rechtsaußenpartei die Jugend- und Bildungspolitik verändern will“ untersucht er mit anderen Forschern parlamentarische Initiativen der Partei beziehungsweise der Fraktionen in Kommunen, Landtagen und im Bundestag zum Thema Jugend.
Eine Kernaussage: Die AfD würde, wenn sie in Bund, Land oder auf Kommunalebene an die Macht käme, die Jugend- und Bildungspolitik der Republik stark verändern. Doch wie gestaltet sich die Jugendpolitik der AfD konkret?
Die Anfragen, Anträge und Debattenbeiträge der Partei in den Parlamenten machen laut den Forschern deutlich, „was die AfD kritisiert und infrage stellt, wohin sie die politische Kultur und Gesellschaft verändern will“.
Empirische Auswertung
Wie tritt die Partei auf, wie gehen die Betroffenen damit um, welche Erfahrungen – und Befürchtungen – formulieren die Fachleute aus der Praxis? Haben sich die Interventionen verändert? Welche Auswirkungen zeigen sich, wie reagieren unbeteiligte Akteure?
Die empirische Auswertung soll zeigen, welches Jugendbild die AfD hat – und in welche Richtung sie die Jugendpolitik beeinflussen will. Zu den Fragen liefern die Wissenschaftler, zu denen Hafenegers Co-Autoren Moritz Schwerthelm, Dr. Nils Schuhmacher und Gillian Zimmermann gehören, die sich mit Auswirkungen etwa auf die offene Jugendarbeit beschäftigen, Antworten.
So forderte eine Landtagsfraktion, die Anwendung des Jugendstrafrechts auf Heranwachsende aufzuheben; in einem anderen Landesparlament beantragte die Partei, weniger Geld für die Erstattung von Kosten einzuplanen, die der örtlichen Jugendhilfe für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge entstehen.
AfD hat „autoritäres Staatsverständnis“
Denn viele der unbegleiteten Minderjährigen seien in Wirklichkeit volljährig, behaupteten die Antragsteller. Würde die AfD ihre Vorstellungen umsetzen können, so wäre dies „mit einer veränderten Förderpolitik und Trägerlandschaft, neuen Schwerpunktsetzungen, der Einengung von Pluralismus und Handlungsspielräumen verbunden“, heißt es von den Wissenschaftlern.
„Es käme zu einer inhaltlichen und förderungspolitischen Neuausrichtung der Jugendpolitik“, prognostiziert Hafeneger, der außerschulische Jugendbildung an der Philipps-Universität lehrte. Diese Neuausrichtung sei vor dem Hintergrund einer Gesamtstrategie der Partei zu beurteilen, „die auf eine autoritär verfasste Gesellschaft und ein autoritäres Staatsverständnis zielt, das populistisch-nationalistisch ausgerichtet ist“.
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Von Björn Wisker