Wer am früheren Möbelhaus an der Wetzlarer Straße vorbeifährt, sieht die Container, die Bauarbeiter, die die Betonfassade öffnen. Es passiert derzeit viel am früheren Domizil der „Einrichtung“. Die Pläne, die die Eigentümer-Familie Marterer im Sommer 2019 erstmals öffentlich präsentierte, sind Realität geworden.
Die Vermarktung läuft seit wenigen Wochen
Im Obergeschoss entstehen zwölf Eigentumswohnungen unterschiedlicher Größe. Sie haben Wohnflächen zwischen 55 und 115 Quadratmetern. Seit wenigen Wochen läuft die Vermarktung, übernommen von der Sparkasse Marburg-Biedenkopf. Das heimische Kreditinstitut ist eine der verschiedenen Säulen, auf denen das Millionenprojekt ruht. Das Interesse sei sehr groß, der Start der Vermarktung sei phänomenal verlaufen, heißt es von der Sparkasse, sonst eher zurückhaltend mit Superlativen.
Für seinen Vater Erwin Marterer und die gesamte Familie sei diese Immobilie immer ein „Lebensprojekt“ gewesen, unterstreicht Christian Marterer. Nach der Entscheidung, das etablierte Möbelhaus zu schließen, war der Familie schnell klar, dass sie alles tun wollte, um einen langen Leerstand und einen Verfall des zentralen Gebäudes zu verhindern.
So kristallisierte sich das jetzige Konzept heraus. Unterstützt vom Architekten Stephan Mölig, spezialisiert auf den Umbau von früheren Gewerbeimmobilien, entstand der Plan. Von Anfang an eingebunden war die Stadt Stadtallendorf, die zunächst die Voraussetzungen für die Wiederbelebung des Geschäftsgebäudes schaffen musste. Was sie denn auch 2019 schnell tat, in dem sie den Bebauungsplan „Wetzlarer Straße“ anpasste. Schließlich waren Verwaltung und Gremien froh über die Botschaft, dass ein Leerstand an zentraler Stelle im Stadtkern vermieden wird. Das unterstrich auch Bürgermeister Christian Somogyi bei der gemeinsamen Präsentation.
Sozialkaufhausund Therapiezentrum
Er hegt sogar die Hoffnung, dass von diesem Projekt „ein ganz klares Signal auch an andere Immobilienbesitzer ausgeht“. Es sei nicht immer notwendig, auf Neubauten zu sehen. Das machte auch Architekt Mölig klar, der den Umbau des alten Verkaufsgebäudes in der jetzigen Form ein Erfolgsmodell nennt. Ein wichtiges Element, um das Haus wieder mit Leben zu füllen, ist das künftige Angebot des Deutschen Roten Kreuzes. Das wird Mieter. Es entsteht ein „Sozialkaufhaus“, wie es Christian Betz vom DRK-Kreisvorstand bezeichnet, vor allem ein Kleiderladen.
Er umfasst 720 Quadratmeter, was die Möglichkeit biete, das Angebot über Kleidung hinaus zu erweitern, so Betz. Das DRK ist bereits mit Physiotherapieangeboten in Stadtallendorf präsent.
Nach dem Kauf des Rettungswachen-Gebäudes hatte es dort eine entsprechende Praxis in der ehemaligen Bereitschaftsdienst-Zentrale geschaffen. Die zieht dann in neue, 420 Quadratmeter große Räume in der Wetzlarer Straße 1. Dort soll es Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie geben, dann auch mit einem entsprechend großen Geräteangebot für die Behandlung. Wohnungseigentümer und Besucher der DRK-Einrichtungen werden über genug Parkmöglichkeiten verfügen. Entsprechend der städtischen Stellplatzsatzung sind etwa 80 Parkplätze ausgewiesen.
Ein sehr gutes Gefühl beim gesamten Projekt hat auch Andreas Bartsch, der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Marburg-Biedenkopf. „Ein ,Wohnhaus’ wird wieder Wohnhaus“, bringt es Bartsch auf eine Formel. Die Sparkasse hat die Lage selbst schon schätzen gelernt. Gleich in Nachbarschaft zum Einkaufszentrum plant das Kreditinstitut selbst einen Filial-Neubau (die OP berichtete).
Bis Jahresende soll der Umbau geschafft sein, dann sollen auch Eigentümer und Mieter einziehen.
Von Michael Rinde