Der erste Entwurf sah einen Gebäudetrakt mit mehreren Funktionen vor, der zwischen dem Planschbecken und dem Schwimmbecken entstehen sollte, mit dem Ziel, in dem Gebäude auch die gewünschte Barrierefreiheit herzustellen. So sollte der höher gelegene Kiosk abgerissen und durch einen Kiosk in dem neuen Gebäude ersetzt werden.
Kritiker beklagten, dass das geplante Gebäude den parkartigen Charakter des Freibades durchschneide, während die Bestandsgebäude nach wie vor die Funktionen eines Freibades erfüllten.
Pigulla beklagt Fake News
Rund 45 Besucher des Freibades waren nun in die Kratz’sche Scheune gekommen, um mit den Mitgliedern des Ausschusses Kultur, Sport und Soziales über das zu diskutieren, was letztlich im Freibad gemacht werden soll.
Zuvor rief der Stadtverordnete Andreas Pigulla zu einer fairen und von der Sache geprägten Diskussion auf. Die vier Fraktionen stünden alle hinter dem Beschluss, das Freibad zu sanieren und zu modernisieren. Den Auftrag dafür habe das Parlament dem Magistrat gegeben.
Derweil würden in den sozialen Netzwerken Fake News am laufenden Band produziert. Unter anderem werde in Rauschenberg kolportiert, dass für das Freibad schon alles entschieden sei. Das empfinde er als höchst enttäuschend. Parlament und Magistrat arbeiteten an dem Projekt, an das sich eine ganze Generation nicht herangewagt habe.
Barrierefreiheit und Beckensanierung im Blick
Bürgermeister Michael Emmerich (CDU) erinnerte an den Planungsauftrag, den der Magistrat bekommen habe. Nach einem halben Jahr Grundlagenarbeit habe das Grünberger Planungsbüro Tamm den Planungsauftrag erhalten. Dessen wichtigste Bausteine: die Herstellung der Barrierefreiheit und die Beckensanierung. Der erste Entwurf des Büros habe das zentrale Gebäude vorgesehen. Diese Variante sei vom Tisch, weil sie von den Badbenutzern nicht gewünscht worden sei.
Bei Ortsterminen im Kirchverser Waldschwimmbad und im Rauschenberger Bad sei man ein gutes Stück weiterkommen. Am letztgenannten Termin seien neben dem Ausschuss auch der Ortsbeirat und der Förderverein zugegen gewesen, sagte der Bürgermeister.
Der Architekt Manfred Tamm führte aus, wie die Rauschenberger unter Nutzung der Bestandsgebäude ans Ziel kommen können.
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Der Stadtverordnete Michael Vaupel (Grüne) erklärte, dass schnellstmöglich am Becken gebaut werden müsse. Alles andere lasse sich nach hinten schieben und realisieren, wenn es finanziell machbar sei. Manfred Tamm antwortete: „Was Sie jetzt nicht wollen, werden Sie später nicht mehr gefördert bekommen.“
Bürger plädieren für Sparsamkeit
Ein etappenweises Vorgehen sorge immer wieder für Aufbruch und Schäden im Bad. Herbert Buch fragte den Fachmann, ob Edelstahl oder Folie günstiger für die Auskleidung des Beckens seien. Manfred Tamm votierte eindeutig für Edelstahl. „Dann haben Sie 50 Jahre Ruhe. Die Folie hält nicht länger als 25 Jahre.“
Dann kamen die Bürger zu Wort, die durchweg Sparsamkeit an den Tag legen. „Wir brauchen ein funktionsfähiges Becken. Mehr nicht“, sagte ein Besucher unter großem Beifall. Angebote zur Mithilfe gab es ebenso wie kreative Ideen. So könne ein im Umkleidetrakt befindlicher Geräteraum für die Kleinkinderbetreuung genutzt und die Geräte in den Technikbereich ausgegliedert werden. Und mit der Reduzierung der großzügigen Umkleidekabinen könne ein zeitgemäßer Behindertenraum entstehen.
Mütter, Kleinkinder, Behinderte in einem Raum?
Sehr nahe an einer Grenzüberschreitung war eine Stimme, die forderte, dass sich Behinderte auch mit Müttern und Kleinkindern in einem Raum umziehen könnten. Ein fassungsloser Parlamentarier verzichtete daraufhin auf jede Wortmeldung.
Manfred Barth, Vorsitzender des Fördervereins Freibad, dankte für die offene Diskussion. Die technische Sanierung sei notwendig, und gegen die jetzt aufgezeigte Form der Barrierefreiheit sei nichts einzuwenden. Was das Becken angehe, sei er ein Fan von Edelstahl. Alle anderen Arbeiten in den Bestandsgebäuden ließen sich Schritt für Schritt realisieren.
Beckenbau kostet bis zu 500.000 Euro
Nach weiteren Wortmeldungen der Badegäste ging die Tendenz in Richtung reine Beckensanierung in Edelstahl – ohne Barrierefreiheit und ohne das kleine Sanitärgebäude. Und dies, obwohl der Bürgermeister deutlich gemacht hatte, dass die Förderung aus dem Swim-Programm die Barrierefreiheit bedinge. Gleichwohl legte der Kämmerer die reinen Baukosten für das Becken vor: 500.000 Euro für die Edelstahllösung, 380.000 Euro für die Folie.
Nach der Bürgerbefragung zog sich der Ausschuss zurück, um hinsichtlich seiner Beschlussempfehlung für die Stadtverordnetenversammlung am 23. September zu beraten. Der Ausschuss-Vorsitzende Thorsten Bauer verkündete das Ergebnis.
Albshäuser Hochbehälter wird ersetzt
Der Architekt Manfred Tamm wird mit einer neuen Planung beauftragt, die Barrierefreiheit, normgerechte Technik, Auskleidung des Beckens in Edelstahl und die Unterbringung aller Funktionsräume in den Bestandsräumen beinhaltet.
Sicher ist, dass es im Freibad keinen Schnellschuss geben kann. Das zeigt ein Blick in die mittelfristige Finanzplanung der Stadt. Im kommenden Jahr wird das Albshäuser Feuerwehrgerätehaus für rund 1,2 Millionen Euro gebaut – eine Pflichtaufgabe.
2021 muss der Albshäuser Hochbehälter durch ein neues Bauwerk ersetzt werden. Auch das ist eine Pflichtaufgabe. 2022 können die Bauarbeiten im Freibad beginnen, teilte Bürgermeister Michael Emmerich mit.
von Matthias Mayer