Die unsere Kinder betreuen, Pflegebedürftige oder Kranke umsorgen, die den Müll abholen, sich um die Sicherheit unseres Trinkwassers kümmern und darum, dass Strom verlässlich aus der Steckdose kommt. Die uns (meist) pünktlich und sicher von A nach B bringen oder für alle bürokratischen Wege in unserem Land das richtige Formular bereithalten. Diese Menschen sind aber oft nicht so gut bezahlt, wie es ihrer Verantwortung zukäme. Und weil es auch wichtig ist, dass es künftig noch genug Menschen gibt, die diese Aufgaben ausführen wollen - deshalb haben sie es auch verdient, mehr zu verdienen.
Aber wir als Steuerzahler - haben wir das verdient? Ja und nein. Einerseits ja, denn wir verlangen auch viel für unser Geld. Kitas sollen so lange offen haben, bis wir unsere Kinder holen können. Die Betreuung soll neuesten Standards und steigenden Ansprüchen genügen. Müll, Wasser, Strom, Kläranlagen, der Bus vor der Haustür, auch die Dienstleistungen der Sparkassen oder die Flughafenfeuerwehr - alles soll störungsfrei funktionieren und möglichst auch nicht outgesourct werden an irgendeine Firma, die einfach nur billiger ist. Das hat seinen Preis - und jeder, der sich selbst zum Vergleich heranzieht, will auch, dass Leistung angemessen bezahlt und der Lohn nicht von Preissteigerungen aufgefressen wird.
Andererseits haben wir das auch wieder nicht verdient. Denn was jetzt, im wirtschaftlichen Boom und angesichts sprudelnder Steuerquellen an Erhöhungen vertretbar erscheint, wird sich mit einiger Verzögerung wohl zu einer teuren Quittung für die Steuerzahler entwickeln. Die Abhängigkeit staatlicher Einnahmen von der Konjunktur und die bei steigenden Zinsen sofort wieder dramatisch ansteigende Verschuldung hängt wie ein Damoklesschwert über Kommunen, Ländern, Bund und Steuerzahlern. Ein Großkonzern streicht schnell mal ein paar tausend Stellen, wenn es nicht so läuft - auf Kosten der Sozialsysteme. Im öffentlichen Dienst ist das undenkbar. Doch auch wenn künftig wieder gespart werden muss: Dass wir es uns jetzt leisten, verdienen wir alle.
von Michael Agricola