Marburg . Also die Straßen in Neustadt waren nach den beiden Unwettern in der vergangenen Woche ja total verschrammeriert. Das war nicht lustig für die Betroffenen, auch wenn das Wort fast niedlich klingt. Hildegard König aus Cappel hat noch eine ganze Reihe anderer Verben eingeschickt, die nach dem gleichen Muster gebildet sind: "Du birst nit zoa verommeniern" etwa - "du bist nicht kleinzukriegen". Bei einem Familientreffen hatte sie die Wörter zusammengetragen, zu denen auch "keppeniern" und "mandaniern" gehören. Wenn man etwas ordentlich keppeniert, dann ist es auf jeden Fall kaputt, und wer täglich viel mandaniert, der bewegt etwas und bewältigt seine Aufgaben.
Gebildet werden die Verben mit der Endung "-ieren", die erst im 19. Jahrhundert Eingang in den Dialekt fand, wie Sprachwissenschaftler Professor Heinrich Dingeldein erklärt. Der Dialekt hat sich hier also ein modernes Wortbildungsinstrument angeeignet, wie es Sprachwissenschaftler ausdrücken würden. Für den Normalbürger bedeutet das, dass er mit der Endung "-ieren" auch aus Nomen Verben machen kann. Aus der Schramme wird so verschrammerieren - womit wir wieder beim Ausgangspunkt wären. Und wenn man seine Sachen nicht ordentlich esdemiert (vom lateinischen estimare = schätzen), dann sind sie auch ganz schnell verschrammeriert.
In diesem Sinne, schicken Sie uns Ihre schönsten Wörter aus dem Dialekt unter dem Stichwort "mir schwätze platt" an online@op-marburg.de oder an die Oberhessische Presse, Franz-Tuczek-Weg 1, 35039 Marburg.
von Gabriele Neumann