Marburg. Als zahlreiche Beschäftigte aus den in der Marbach angesiedelten Marburger Pharmaunternehmen sich vor Jahren einem Rahmenvertrag beim Netzanbieter Vodafone anschlossen, war die Welt noch in Ordnung.
Nachdem das Unternehmen nun eine Basisstation im Gisonenweg abgebaut hat, befinden sich die Kunden mobilfunkmäßig im Tal der Ahnungslosen.
Und daran wird sich vermutlich so schnell auch nichts ändern, wie Dirk Ellenbeck, Pressesprecher für Vodafone erläutert. Ursache für diesen Missstand ist demnach ein Marburg-spezifisches Problem, das zumindest Vodafone hat und in anderen Städten so nicht kennt: „Marburg ist eine wunderschöne Stadt, in der der Denkmalschutz eine sehr große Rolle spielt“, sagt Ellenbeck. Und dieser Denkmalschutz behindere die Suche nach einem geeigneten Standort für eine Basisstation.
Die ist der Vermittler zwischen dem übergeordneten Daten- und Sprachnetz und den Mobilfunkkunden und fungiert dabei als Sender und Empfänger in einem. Die Basisstationen können theoretische 360 Grad rundum senden, werden in der Praxis aber meist in 120-Grad-Sektoren eingeteilt und auf das gewünschte Areal ausgerichtet.
Drei weitere Stationen sind nur noch geduldet
Die Topografie Marburgs mit Taleinschnitten und die Bebauung der Stadt erfordern eine ganze Reihe von Basisstationen, um einen störungsfreien Empfang sicherzustellen.
Genau der ist aber bei Vodafone zumindest in Teilen der Stadt nicht mehr gewährleistet. Es könnte sogar noch schlimmer kommen, denn neben der abgebauten Station im Gisonenweg, die auch für Teile der Innenstadt Empfänger war, sind drei weitere Basisstationen in ihrem Bestand gefährdet, weil die bestehenden Verträge auslaufen und eine Verlängerung aus unterschiedlichen Gründen fraglich ist.
Sie stehen am östlichen Ende der Universitätsstraße, versorgen Ober- und Innenstadt, sowie die B3, auf dem Lahncenter und dem Universitätsgelände, von dem aus Uni, Innenstadt und die B3 versorgt werden.
„Die Anlagen befinden sich in der Duldung“, erklärt Dirk Ellenbeck, was aber keine Sicherheit für eine wirtschaftliche Kalkulation biete. Das Unternehmen ist deshalb an einer möglichst schnellen Klärung interessiert. „Drei Anlagen arbeiten wie gewohnt, das ändert sich auch nicht über Nacht“, relativiert Ellenbeck zugleich die Folgen des Abbaus.
Stadt steht für weitere Gespräche zur Verfügung
Neu ist das Problem in Marburg nicht, es habe dazu sogar schon mal einen runden Tisch gegeben, berichtet Ellenbeck. Dagegen erklärt Tina Eppler, Pressesprecherin der Stadt: „Die beschriebenen Schwierigkeiten sind uns nicht bekannt. Natürlich müssen Telekom, Vodafone und 02 in Marburg den Denkmalschutz beachten. In der Vergangenheit sind immer Lösungen gefunden worden. Dementsprechend stehen wir auch immer für Gespräche mit Vodafone und anderen Mobilfunkbetreibern zur Verfügung.“
Die Mobilfunkversorgung sei zudem nicht nur eine Frage des mobilen Telefonierens, sondern auch ein Infrastrukturelement, das zunehmend an Bedeutung gewinne, etwa für das bargeldlose Bezahlen, aber auch für das autonome Autofahren.
Die Telekom erklärte auf Anfrage der OP, dass sie für ihre Mobilfunksparte keine Probleme mit der Versorgung in Marburg habe.
von Frank Rademacher