Mit Beginn des neuen Kindergartenjahres im August ist die Betreuung in den Tagesstätten ab einem Alter von drei Jahren für bis zu sechs Stunden am Tag kostenlos. Das beschloss die schwarz-grüne Landesregierung und zahlt dafür den Kommunen 135,60 Euro pro Kind und Monat.
Das Geld kommt in Gladenbach also nur Eltern in voller Höhe zugute, die ihr Kind ausschließlich vormittags betreuen lassen. Wie sich diese Gebühren-Freistellung auf die Nutzung anderer Betreuungsmodule auswirken wird, ist unklar. Sicher scheint nur, dass die Kosten der Stadt zunehmen.
Das Defizit der Stadt bei der Kinderbetreuung beträgt jetzt schon jährlich rund 3,4 Millionen Euro und die 135,60 Euro des Landes sind nicht kostendeckend, erklärte Bürgermeister Peter Kremer am Donnerstag rund 80 Eltern und Kommunalpolitikern bei einem Informationsabend im Haus des Gastes.
Defizit erhöht sich weiter
Der steigende Bedarf an Plätzen für Kinder unter drei Jahren (U3) ist nicht gedeckt. Deshalb wird der Kindergarten in Erdhausen erweitert und für die Kindertagesstätte des evangelischen Trägers in der Kernstadt ist ein Anbau geplant.
Dadurch werde sich das Defizit weiter erhöhen, was von der Stadt allein nicht zu schultern sei. Der Kämmerer nahm die sich ändernden Vorgaben zum Anlass, die Kosten der Kinderbetreuung zu durchleuchten, präsentierte einen Vorschlag zur Erhöhung der Kindergartenbeiträge und gab den schwarzen Peter der Entscheidung sogleich an die Stadtverordneten weiter.
"Berufstätigkeit lohnt sich dann nicht mehr"
Auf die vorgeschlagene Erhöhung für Ganztagsplätze auf 159 Euro für Ü3-Kinder und 470 Euro für U3-Kinder pro Monat reagierten die Eltern erschrocken. „Für eine Ganztagsbetreuung von zwei Kindern ist das nicht zu stemmen, dann kann ich nicht mehr arbeiten“, sagte eine Mutter. Dass sich Berufstätigkeit dann nicht mehr lohne, äußerten auch andere Mütter.
Doch Kremer machte deutlich, dass die Stadt ohne Gebührenerhöhung die Kosten nicht ausgleichen könne. Dies, weil die angestrebte Drittel-Aufteilung nicht gegeben sei und die Elternbeiträge mit 10 bis 15 Prozent den geringsten Anteil erreichen, wogegen die Stadt bei der Ü3-Betreuung 42 Prozent der Kosten trage, bei der U3 sogar fast 75.
Und er rechnete den Eltern vor, dass bei den zwei noch fälligen Modul-Tarifen von 91,50 und 159 Euro im Monat die Betreuungsstunde 70 beziehungsweise 89 Cent pro Stunde betrüge. Dies sei ein angemessener Betrag für eine professionelle und hoch qualifizierte Betreuung, bemerkte Pfarrer Klaus Neumeister als Vertreter der Tagesstätten-Träger.
Alternativ weniger freiwillige Leistungen
Dieser würde nach dem Kremer-Modell für eine U 3-Ganztagsbetreuung 2,62 Euro pro Stunde erreichen, wenn es wegen der kostenintensiveren Leistungen Modulpreise von 262,50 über 340 bis 470 Euro gebe.
Als Alternative erwähnte Kremer die Möglichkeit, die Ausgaben für freiwillige Leistungen zu schmälern. Die SEB und hierbei insbesondere das hochdefizitäre Spaßbad Nautilust waren die Stichworte. Eine Mutter schlug vor, für das Parken in der Stadt Geld zu nehmen. Doch es wurde auch gemahnt, die Lebensqualität in der Stadt nicht zu zerstören und Interessengruppen nicht gegeneinander auszuspielen.
Was mit den Kindergartengebühren geschieht, muss die Stadtverordnetenversammlung entscheiden. Die einzige reguläre Sitzung vor Beginn des neuen Kindergartenjahres im August ist für Donnerstag, 14. Juni, angesetzt.
Das kostet die Kinderbetreuung |
Die Stadt Gladenbach unterhält sechs Kindertagesstätten und eine Waldgruppe, deren Betrieb im vergangenen Jahr fast 3,4 Millionen Euro kostete. Diese Kosten tragen drei Gruppen zu etwa diesen Anteilen: 15 Prozent die Eltern mit ihren Beiträgen, 43 Prozent Bund, Land und Kreis und die Freien Träger der Kindertagesstätten durch Zuschüsse und 42 Prozent die Stadt Gladenbach aus ihrem Haushalt. |
von Gianfranco Fain